Full text: Allgemeine Himmelskunde

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Von den wirklichen Bewegungen der Himmelskörper. 
kiisten Asiens, das durch seine werthvollen Produkte den Europäern so wichtige 
Ostindien, erreichen zu können. Er fand Amerika (Westindien). Nach ihm 
machte Ferdinand Magelhaen von 1519 — 1522 die erste Reise um die 
Welt. Er fuhr von Europas Westküste beständig nach W., änderte die Rich 
tung nur, wenn das Land ihn dazu zwang, und sein Schiff*) gelangte nach 
>3 Jahren wieder nach Europa zurück. Nach dieser Zeit sind solche Welt 
umsegelungen bis in die neueste Zeit hinein nach den verschiedensten Richtungen 
hin wiederholt worden, und stets gelangte man', ohne umgewandt zu haben, 
von der entgegengesetzten Richtung, als nach welcher man vom Orte der Ab 
fahrt ausgefahren war, an diesem Orte wieder an. Dies ist nur möglich, wenn 
die Erde nach allen jenen Richtungen eine gekrümmte Oberfläche hat, d. h. 
wenn die Erde ein kugelförmiger Körper ist. Hierfür sprechen ferner 
G. Reisen in der Richtung des Meridians. Reiset man in der Rich 
tung des Meridians genau nach Norden, so nimmt man, den gestirnten Himmel 
betrachtend, mancherlei Veränderungen in der Lage der von den Sternen 
durchlaufenen Tagkreise zum Horizonte wahr. Es hebt sich nämlich der Nord 
pol des Himmels höher und höher über den Horizont empor. Wäre man z. B. 
von Berlin bis Ystadt, einer Stadt des südlichen Schwedens, gereiset, so würde 
die Polhöhe sich um 3°, bis auf 55^2 °, vergrößert haben. Sterne, welche in 
Berlin gerade durch das Zenith gingen, stehen bei ihrer oberen Culmination 
nun 3° südlich von demselben; Sterne, die am ersteren Orte ihre untere Cul 
mination bis 3 0 unter dem Horizonte hatten, sind zu Circumpolarsternon gewor 
den, während in S. andere Sterne, die früher noch aufgingen, nicht mehr über 
den Horizont treten, sondern ganz unsichtbar bleiben. 
Reiset man dagegen von Berlin nach S., so treten entgegengesetzte Ver 
hältnisse ein. Der Nordpol sinkt mehr und mehr hinab; die Zahl der Circum- 
polarsterne am nördlichen Himmel vermindert sich; die Aequatorhöhe hingegen 
wächst, und Sterne, die früher am südlichen Himmel nie aufgingen, steigen 
über den Horizont herauf. Wäre man von Berlin bis nach Passau in Baiern 
gekommen, so würde die Polhöhe nur noch etwa 48 */2 °, und in Palermo auf 
Sicilien gar nur 38° betragen. Aelmliche Erfahrungen macht man, wenn man 
von irgend einem Orte der Erde nach N. oder S. reiset, und es sind dieselben 
nur erklärlich, wenn die Erdoberfläche wenigstens in der Richtung der Meridiane 
gekrümmt ist. Denn wäre dieselbe in der Richtung der Meridiane nicht ge 
krümmt, so könnten weder die Pol- noch die Aequatorhöhe, noch auch die Zahl 
der Circumpolarsterne sich ändern, da ja der Horizont stets dieselbe Lage bei 
behielte. Ist dagegen die Oberfläche der Erde in der Richtung der Meridiane 
kugelförmig gerundet, so muß die oben beschriebene Veränderung in dem An 
blick des Himmels eintreten. Wandern wir nämlich auf der Erdkugel von Ort 
zu Ort, so kehren wir dabei wegen der derselben innewohnenden Anziehungs 
*) Er selbst ward am 20. April 1521 auf einer der Philippinen in einem 
Gefechte getödtet.
	        
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