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I. Die Herstellung und Yerwerthung von Himmelsaufnahmen.
des Gesichtsfeldes eintritt, da man nicht allzuweit seitlich mit dem Ocu-
lare gehen darf, weil sonst die Deforminmg des optischen Bildes das
Halten erschwert. Nach dem Vorgänge von 0. Lohse muss hierbei
übrigens die Einrichtung getrotfen werden, dass die Cassette mit dem
excentrisch gelegenen Oculare gedreht werden kann, um mehr Chancen
für das Auffinden eines zum Halten geeigneten Sternes zu haben. Eine
besondere Cassetteneinrichtung zur Anwendung dieser Methode bei Spiegel
teleskopen ist zuerst von Common angegeben und von demselben mit
gutem Erfolge benutzt worden. Wegen der völligen Achromasie der
Spiegel liegt hierbei keinerlei Schwierigkeit vor.
Die beste Lösung des Problems ist durch die Gebrüder Henry ge
geben worden. Dieselben gingen wieder zur Verwendung des Suchers
zurück, gaben dem Objective desselben aber die gleiche Brennweite wie
dem photographischen und vereinigten Sucher und Hauptfernrohr in einem
einzigen Rohr, in dem nur eine dünne Scheidewand die optische Trennung
der beiden Instrumente bewirkt. Hierdurch ist jede Verschiedenheit der
Biegung für die beiden Systeme ausgeschlossen, und es kann viele Stunden
lang exponirt werden, ohne dass eine Verschiebung des photographischen
Bildes auf der Platte infolge der Durchbiegung zu befürchten wäre.
Wesentlich ist bei dieser Einrichtung, dass sowohl die beiden Objective
als auch Cassettenauszug und Ocular auf je einer gemeinschaftlichen
starken Grundplatte befestigt sind, damit nicht noch an diesen Stellen
eine verschiedene Biegung eintreten kann. Aus diesem letzteren Grunde
ist es nicht anzurathen, zwei getrennte Rohre anzuwenden, die nur durch
Bänder oder Riegel mit einander verbunden sind, wozu man sonst aus
Schönheitsrücksichten geneigt sein könnte, da das nothwendiger Weise
verhältnissmässig sehr breite gemeinschaftliche Rohr einen ziemlich
plumpen Eindruck macht. Neben der Sicherung gegen Durchbiegung
bietet die Henry’sche Einrichtung auch den Vortheil, dass das Objectiv
des Suchers, oder nun besser »Haltefernrohrs«, ziemlich gross und licht
stark sein kann, so dass auch schwächere Sterne zum Halten zu benutzen
sind. Die von den Herren Henry gewählten Masse für den ersten Pariser
Photographischen Refractor sind bekanntlich annähernd für eine grosse
Zahl von Instrumenten gleicher Art beibehalten worden. Die Objective
der Haltefernrohre besitzen eine Oeffnung von 9 bis 10 Zoll, so dass
Sterne bis zur Grösse 9.5 bei hellem Gesichtsfelde noch zum Halten be
nutzt werden können.
Nach Ueberwindung der Schwierigkeit, die für längere Aufnahmen
durch die Durchbiegung entstehen, gilt es nun, alle übrigen Theile des
Instrumentes so zu construiren, dass die Schwierigkeit des Haltens selbst
zu einem Minimum wird, und dies tritt ein, wenn die selbstthätige