Die photographischen Refractoren und Reflectoren.
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sich ein für allemal ausgerechnet hat, um welchen Betrag hierzu die
Schraube gedreht werden muss.
Diese Methode gewährt eine sehr grosse Genauigkeit der Orientirung.
Wenn man eine Vergrösserung von 300 bis 400 anwendet, kann man
eine Variation von 0'.'5 in der Pointirung des Sternes noch deutlich er
kennen, falls die Luftunruhe nicht zu stark ist. Nun bringt ein Fehler
in der Orientirung von 1' in einer Zeitminute eine Aenderung der Ein
stellung von 0'.'26 hervor; in 2 Minuten kann also ein Orientirungsfehler
von 1' bereits erkannt werden, und es ist daher mit Leichtigkeit die Orien
tirung bis auf etwa 10" auszuführen.
Die Fehler der Orientirung selbst bleiben bei dieser Methode der
Justirung unbekannt, was aber für die Zwecke der Justirung gleichgültig
ist. Sie lässt sich aber auch zu einer genauen Bestimmung dieser Fehler
verwenden, wie Rambaut*) gezeigt hat. Es ist hierzu nur nöthig, von
zwei passend gewählten Sternen zwei kurze Aufnahmen in einem Inter
valle von 15 oder 30 Minuten zu machen und die Distanz der den beiden
Aufnahmen entsprechenden Bilder zu messen. Eine Auseinandersetzung
dieser Methode gehört aber nicht an diese Stelle, sondern sie muss in
einem später folgenden Capitel besprochen werden.
Als Marke im Haltefernrohr benutzt man im allgemeinen am besten
ein einfaches Fadenkreuz, entweder dunkle Fäden im hellen Felde oder
helle Fäden im dunklen; letzteres ist indessen nur als Nothbekelf zu
betrachten, wenn der Haltestern zu schwach ist, um im hellen Gesichts
felde deutlich gesehen werden zu können. Die Fäden sollen möglichst
fein sein, damit das Sternpünktchen nicht im Durchschnittspunkte der
Fäden verschwindet, und die Ocularvergrösserung soll eine recht kräftige
sein, damit man einerseits die kleinsten Verstellungen wahrnimmt, anderer
seits aber auch die feinen Fäden deutlich sehen kann. Die geeignetsten
Vergrösserungen zum Halten dürften bei grösseren Refractoren zwischen
400 und 600 liegen ; bei unruhiger Luft wird man etwas weniger vor
ziehen, bei sehr guter Luft kann man dagegen noch weiter gehen. Je
heller der Haltestern ist, um so schärfer kann gehalten werden, da das
Bild des Sternes damit immer grösser wird und die Viertheilung desselben
durch das Fadenkreuz besser taxirt werden kann. Bei Haltefernrohren
von 9 bis 10 Zoll Oeffnung dürfte die Grösse 9.5 die untere Grenze dar
stellen, unterhalb welcher im hellen Felde nicht mehr genügend scharf
gehalten werden kann. Man wird indessen nur selten ganz in der Nähe
des Punktes, der auf die Mitte der Platte kommen soll, einen genügend
hellen Stern zum Halten finden, und deshalb ist es unumgänglich noth-
*) To adjust the Polar Axis of an Equatorial .... M. N. 54, 85.