Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

I 14 I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen. 
Fehlerquellen im Folgenden als nicht vorhanden betrachten. Man ver 
wende für Aufnahmen zu Messungszwecken nur geschliffene Spiegelglas- 
platten, sorge stets für eine gute Centrirung des Objectivs und lasse 
durch den Mechaniker die Senkrechtstellung der Platte zur optischen 
Axe besorgen; in welcher AVeise Letzteres erreicht werden kann, ist bei 
der Beschreibung der Instrumente gesagt worden. 
Bei der centralen Projection einer sphärischen Fläche auf eine 
tangirende Ebene tritt eine vom Mittelpunkte oder Tangentialpunkte der 
Platte ausgehende Bildverzerrung ein. Die Distanzen vom Mittelpunkte 
der Platte wachsen proportional mit den Tangenten des Abstandes von 
der Mitte; bei geringen Abständen sind sie also sehr klein, erreichen 
aber bei grossen Abständen, wie sie hei der Photographie häufig Vor 
kommen, sehr erhebliche Beträge. Die Distorsion ist also eine radiale 
vom Mittelpunkte aus, und man kann dieselbe für ein bestimmtes In 
strument leicht in eine kleine Tafel bringen. Geschieht die Ausmessung 
in Positionswinkel und Distanz vom Plattenmittelpunkte aus, so kann 
man die Distanzen unmittelbar nach der Tafel corrigiren. Hat man 
rechtwinklige Coordinaten gemessen, deren Mittelpunkt im Plattenmittel 
punkt liegt, so verfährt man mit vollständig genügender Genauigkeit und 
gleichzeitig sehr einfach in der Art, dass man aus den Coordinaten 
genäherte Werth e der Distanzen und Positionswinkel berechnet und die 
dann aus der Tafel genommene Correction nach sinus und cosinus des 
Positionswinkels auf die Coordinaten vertheilt. Noch einfacher ist es, 
die Distanzen vom Mittelpunkte mit einem gewöhnlichen Millimeter- 
massstabe und die Positionswinkel mit einem Transporteur zu messen und 
dann die Correction in der angegebenen Weise zu vertheilen. Bei Be 
nutzung eines Gitters wird man ein für allemal die Correction in recht 
winkligen Coordinaten für jedes Gitterquadrat oder für jeden Intersections- 
punkt berechnen. 
Bakhuyzen*) berechnet die normale Distorsion für rechtwinklige 
Coordinaten folgendermassen : 
Es seien x und y die rechtwinkligen Coordinaten eines Sternes, dessen 
Bectascension und Déclination mit a und d bezeichnet werden. A und D 
seien die Bectascension und Déclination des Mittelpunktes der Platte. 
Die Focalweite sei f in Millimetern, und man setze 
a — A = a und d — D = d\ 
dann ist 
( 1 ) tg a = ^ ;—fv » 
f cos D — y sm I) ’ 
*) Bull, du Comité 1, 175.
	        
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