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Einleitung.
Tagen, ja Stunden erledigen, und die eigentlich zeitraubende, aber
immerhin noch verhältnissmässig beträchtlich verkürzte Messungsarbeit
wird unter dem Mikroskope ausgeführt. Damit ist die Benutzungsfähigkeit
des für eine Sternwarte kostspieligsten Apparates, des Fernrohres, ganz
ausserordentlich gesteigert; während früher ein Fernrohr die Thätigkeit
eines oder zweier Astronomen zu absorbiren im Stande war, kann es
heute mit Leichtigkeit die Arbeit von zwanzig und mehr Gehülfen in
Anspruch nehmen.
Die zweite Anwendung der Photographie in der Astronomie ist die
jenige als registrirendes Hülfsmittel bei Kreis- und Sehraubenablesungen
oder bei Sterndurchgängen. Sie vermag hier gewissermassen die Per
sönlichkeit des Beobachters und damit eine Reihe von individuellen Fehler
quellen zu eliminiren; eine wesentliche Aenderung der Beobachtungs
art, im Sinne wie bei der ersterwähnten Anwendung, ist aber hierdurch
nicht gegeben; die Photographie ist hier nur ein rein technisches Hülfs
mittel.
Die ausserordentlich wichtige und umfangreiche Anwendung der
Photographie in der Speetralanalyse sei hier nur der Vollständigkeit
halber erwähnt; sie ist mit diesem Zweige der Astrophysik so innig ver
bunden, dass sie nicht davon abgetrennt werden kann.
Wie stets nach Einführung neuer, epochemachender Erfindungen in
die naturwissenschaftlichen Probleme, so hat auch die Himmelsphoto
graphie anfangs mit spielender Leichtigkeit wichtige Ergebnisse ge
liefert; selbst heute noch vermag z. B. ein einziger Blick auf eine zum
ersten Male erhaltene Photographie eines Nebelfleckes ein wichtiges wissen
schaftliches Resultat zu liefern, welches vielleicht früher trotz Aufwendung
vieler Arbeit nicht hatte gewonnen werden können. Diese Leichtigkeit der
Ausbeute hat aber noch immer zu einem gewissen Nachlassen der Exact-
heit der Forschungen geführt, zur Herrschaft der Phantasie an Stelle
des nüchternen Verstandes, und die ersten Anzeichen eines derartigen
Verfalles sind bereits deutlich in der Geschichte der Himmelsphotographie
zu erkennen. Ein weiteres Vorschreiten in dieser Richtung kann nur
dadurch verhindert werden, dass die in dieser Beziehung bereits be
gangenen Sünden schonungslos aufgedeckt werden, und dass jedem, der
sich mit der Himmelsphotographie beschäftigt, das Bewusstsein ein
geprägt wird, dass nur dann ein dauernder Fortschritt der wissen
schaftlichen Himmelsphotographie möglich ist, wenn jeder einzelne
nach besten Kräften bestrebt ist, die Exactheit der Astronomie im
BesseFsch en Sinne auch in dem neu auf blühenden Zweige derselben
aufrecht zu erhalten. Vor allem muss auch jeder sich bemühen, die
theilweise geradezu beleidigende Unwissenschaftlichkeit, welche einen