Die Messung und Reduction der Platten in Polarcoordinaten. 185
Richtung der täglichen Bewegung nur einen kleinen Winkel bildet, ist
die naturgeinässeste, sobald man die Messungsresultate zuletzt im System
des Aequators ausgedrückt haben will, da dann für den bei weitem
grössten Theil des Himmels die beiden Systeme so nahe zusammenfallen,
dass die nothwendigen Reductionen klein sind, also mit wenigstelligen Lo
garithmen gerechnet und leicht in Tafeln gebracht werden können.
Die Verwendung von Polarcoordinaten bedingt deren Umrechnung in
Rectascension und Declination, die behufs Einhaltung der nöthigen Ge
nauigkeit mit siebenstelligen Logarithmen ausgeführt werden muss, und
dies ist der Hauptgrund, weshalb man bei der Messung zahlreicher Sterne
wohl niemals Polarcoordinaten verwenden wird. Bei weniger umfang
reichen Untersuchungen fällt dieser Grund fort, und man wird die Methode
ohne wesentliche Mehrarbeit anwenden können.
Auch die Messungen in Polarcoordinaten selbst dürften etwas unvor-
theilhafter sein als in rechtwinkeligen, einmal, weil die Messung der
Positionswinkel durch die nothwendige Ablesung zweier Mikroskope oder
Nonien zeitraubender wird, als eine einfache Schraubenablesung, und dann,
weil eine genaue Untersuchung der Theilungsfeliler des Kreises vor
genommen werden muss. Die Verwendung der Gitter ist ebenfalls weniger
praktisch, weil man nur auf die Intersectionspunkte einstellen kann und
die Striche alle möglichen Neigungen gegen die Fäden des Mikroskopes
annehmen, wodurch leicht systematische Fehler entstehen können. Mau
wird deshalb vielleicht besser thun, überhaupt kein Gitter zu benutzen,
sondern die Distanzen vom Mittelpunkte direct zu messen, wobei die Ge
nauigkeit mit zunehmender Distanz im allgemeinen abnehmen wird und
etwaige Verzerrungen der Schicht nicht unschädlich gemacht werden können.
Als einfachstes Princip für die Construction eines Messapparates zur
Messung der Polarcoordinaten ist folgendes aufzustellen. Die Platte wird
justirbar auf einem Rahmen befestigt, der den Theilkreis trägt, zu dessen
Ablesung zwei entgegengesetzte, am Fussgestell befestigte Mikroskope
dienen. Das Einstellmikroskop befindet sich auf einer geradlinigen hori
zontalen Schlittenführung und muss so justirt werden können, dass das
Fadenkreuz genau durch den Drehungsmittelpunkt des Kreises geht. Die
Messung der Distanzen geschieht entweder durch directe Ablesung der
Stellung der Mikroskope an der fein getlieilten Schlittenführung oder
durch Messung mit dem Einstellmikroskope selbst an einem parallel zur
Schlittenführung liegenden Massstabe. Nach diesem Principe ist der sonst
zur Messung rechtwinkeliger Coordinaten gebaute Messapparat der Leydener
Sternwarte (pag. 148 ff.) zu verwenden.
Man kann auch dem Einstellmikroskope eine feste Aufstellung geben
und den Positionskreis mit Platte und Ablesemikroskopen auf einem