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I. Die Herstellung und Verwerthung von Himmelsaufnahmen.
Sternspuren von dein Schnittpunkt der Collimationsaxe und der Brenn
ebene, also gleich P 0 n + P 0 s, und nicht, wie es hei dem früher be
sprochenen Instrumente der Fall war, gleich dem Abstand der beiden
Sternspuren von einander selbst. Will man daher aus einem einzigen
Sternpaar die Polhöhe ableiten, so muss man die Lage jenes Schnitt
punktes P 0 genau kennen. Man bedarf dieser Kenntniss aber nicht,
wenn man noch ein zweites Sternpaar auf dieselbe Platte photographirt,
nachdem man das Fernrohr entweder um seine Axe herumgedreht hat,
so dass das bisher untere Objectiv zum oberen wird.und umgekehrt, oder
nachdem man es umgelegt hat.
Aus den Durchgängen zweier Sternpaare kann man auch den verti-
calen Collimationsfehler seinem Werthe nach bestimmen, und es empfiehlt
sich, dies zu thun, um durch seine Berücksichtigung auch Durchgänge
nur eines Paares, wenn das zweite Paar nicht erhalten wurde, zur Ab
leitung der Polhöhe benutzen zu können.
Damit endlich das Resultat nicht von der Biegung des Rohres be
einflusst werde, muss man dieselben zwei Sternpaare an zwei verschie
denen Abenden einstellen und jeden der Sterne einmal direct und
einmal reflectirt photographiren. Das Mittel aus diesen Einzelbe
stimmungen ist frei von einer Correction wegen Biegung. Andrerseits
kann man auch aus den Durchgängen mehrerer Sternpaare von verschie
dener Zenithdistanz in verschiedenen Nächten den Biegungscoefficienteu
des Fernrohres bestimmen. Bei dem Georgetowner Instrument war für
die Zenithdistanzen, innerhalb deren das Instrument gebraucht wurde,
keine Biegung des Rohres bemerkbar.
Der Massstab für die Ausmessung des Bildes wird, wie schon be
merkt, gewonnen mit Hülfe des Photochronographen, der hier eine etwas
andere Construction hat. Er besteht aus einem mit einer Uhr in Ver
bindung stehenden Elektromagneten E (Fig. 44), welcher bei dem alle
Secunden erfolgenden Stromschluss zwei mit sectorförmigen Ausschnitten
versehene, 13 cm im Durchmesser haltende und 25 mm von einander
entfernt auf derselben Axe sitzende Kreisscheiben M jedesmal um eiu
Stück weiter treibt, so dass bald eine Oeffnung, bald ein Feld in den
Strahlengang tritt und so dem Licht der beiden Sterne der Weg zur
photographischen Platte bald geöffnet, bald versperrt wird. Je nach der
Lichtstärke der Sterne wendet man Scheiben mit mehr oder weniger
vielen sectorförmigen Oeffnungen an. Die Axe der beiden Scheiben
steht natürlich senkrecht zur Brennebene und liegt in der Verlängerung
des verticalen, der Glasplatte eingeritzten Striches.
Welchem der zur Anwendung der Horrebow-Talcott’schen Me
thode dienenden Instrumente der Vorzug zu geben ist, lässt sich vielleicht