Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

II. Theil. 
Die photographische Photometrie und die Entstehung 
der photographischen Bilder. 
Seit der ersten Anwendung der Photographie auf die Aufnahme des 
gestirnten Himmels ist es bekannt, dass sich die Sterne als Scheibchen 
abbilden, deren Durchmesser sowohl mit der Helligkeit der Sterne als 
aucli mit der Dauer der Exposition zunimmt. Man kann daher auf den 
photographischen Platten die Helligkeitsunterschiede der Sterne mit der 
selben Leichtigkeit erkennen wie bei der directen Betrachtung; man kann 
aber auch diese Helligkeitsunterschiede auf der Platte messen, und damit 
ist für die cölestische Photometrie eine neue Methode gegeben, die sicli 
von der optischen in einem principiellen Punkte so wesentlich unter 
scheidet, dass zwischen beiden eigentlich gar keine Aehnliehkeit besteht. 
Jede optisch-photometrische Methode beruht in letzter Beziehung auf der 
Beurthcilung von Intensitätsunterschieden, ganz gleichgültig, wie der 
messende Apparat beschatfen ist, und der Beurtheilungsgenauigkeit ist 
eine Grenze gesetzt, die in physiologischen Eigentlnimlichkeiten des Auges 
ihre Ursache hat, und die durch keinen Apparat erweitert werden kann. 
Es ist bekannt, dass das menschliche Auge Intensitätsunterschiede, die 
unter 1% der Intensität liegen, nicht mehr wahrnehmen kann. 
Bei der photographischen Methode*) werden die Intensitätsunterschiede 
in Längendifferenzen umgewandelt, deren exacter Bestimmung durch 
physiologische Eigenthümliehkeiten keine Grenze gesetzt ist, sondern 
nur durch die Unvollkommenkeiten der Methode und der Apparate, deren 
immer weiterer Verbesserung aber principiell nichts im Wege steht. Das 
ist meines Erachtens ein ganz enormer Vorzug der photographischen 
Methode vor der optischen, der bisher entschieden nicht genügend ge 
würdigt worden ist. 
*) Sch einer, Astr. Nachr. 121, 49.
	        
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