Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

und die Entstehung photographischer Bilder. 219 
also eine logarithmische Beziehung, wie ebenfalls von Wolf und mir ge 
funden. 
Diese Betrachtung könnte den Anschein einer physikalischen Be 
deutung der Endformeln erwecken; wenn man aber bedenkt, dass im- 
plicite die Forderung der Proportionalität von Zeit und Intensität in ihnen 
enthalten ist, so erhellt, dass die Formeln nur als erste Annäherungen 
betrachtet werden dürfen. Noch bedenklicher aber ist der Umstand, dass 
U in seiner Eigenschaft als Absorptionscoefficient constant sein müsste, 
während es sich bei Versuchen als stark mit t veränderlich zeigt, und man 
wird besonders darauf geführt, dass die Erklärung der Ausbreitung der 
Sternscheibchen durch die Lichtreflexion allein nicht ausreicht, während 
allerdings an ihrer Existenz nicht gezweifelt werden kann. M. Wolf hat 
nun zuerst experimentell bewiesen, dass dies thatsächlich der Fall ist. 
Er liess den Bildpunkt eines Sterns auf einen schmalen undurch 
sichtigen Gitterstrich fallen, so dass auf der Platte überhaupt kein pri 
märer Lichtpunkt vorhanden war. Trotzdem erschienen auf beiden Seiten 
des Striches die Segmente des Sternscheibchens und zwar von der 
selben Grösse wie bei Aufnahmen ohne Gitterstriche. Damit war be 
wiesen, dass das Scheibchen nicht durch Reflexion von einem primären 
Lichtpunkte aus entstanden war. Ein weiterer Versuch bestand darin, 
dicht neben dem Brennpunktsbilde des Sterns die photographische Schicht 
durch ein Stäubchen oder dergl. zu bedecken, wobei dann an dieser 
Stelle kein Lichteindruck auf der Platte entstand: das Stäubchen hatte 
einen Schatten geworfen. Hieraus folgte, dass die Verbreiterung von 
Licht herrührte, welches aus der Richtung vom Objective herkam. Durch 
die Versuche Wolfs bin ich zu folgenden Betrachtungen und Schlüssen 
geführt worden. 
Wenn die Verbreiterung der Sternscheibchen von der Beschaffenheit des 
vom Objective (Spiegel) kommenden Lichtes herkommt, so muss sich ein 
wesentlicher Unterschied zwischen der Wirkung eines durch eine Linse 
erzeugten primären Lichtpunktes und eines solchen zeigen, hei welchem 
jeglicher Lichtvorgang vor der empfindlichen Schicht ausgeschlossen ist, 
also eines durch eine feine Oeffhung erzeugten Lichtpunktes. 
Eine feine Oeffnung, welche diese Bedingung erfüllt, also auch eine 
Diffractionswirkung ausschliesst, erhält man leicht auf folgende Weise. 
In eine kräftige Messingscheibe bohrt man einen Conus ein, bis dessen 
Spitze die gegenüber liegende Fläche nahe erreicht, welch letztere man 
alsdann bis zur Spitze des Conus vorsichtig abschleift; man kann aut 
diese Weise beliebig feine kreisrunde Oeff'nungen hersteilen, deren scharf 
kantige Begrenzung in der Ebene der Metallscheibe liegt. Drückt man 
gegen letztere die empfindliche Schicht einer photographischen Platte an
	        
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