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II. Die photographische Photometrie
Platten mit Vortheil benutzt werden können, besonders bei der Aufnahme
von Nebelflecken, indem ein entschiedener Gewinn an Lichtstärke da
durch eintritt. Bei den für die photographischen Strahlen geschliffenen
Objectiven ist dagegen ihre Benutzung ausgeschlossen, indem hierbei die
sehr starken rothen oder gelben chromatischen Abweichungskreise mit
zur Abbildung gelangen. Aber auch ganz abgesehen hiervon, würde für
die Photometrie kein besonderer Gewinn aus ihrer Verwendung resultiren,
da die Platten durchaus nicht orthochromatisch sind. Es ist bisher kein
Sensibilisator gefunden worden, der die Empfindlichkeit der Platten der
jenigen unseres Auges einigermassen gleichbrächte. Es wird immer nur
für eine bestimmte, abgegrenzte Strecke des Spectrums eine mehr oder
weniger hohe Empfindlichkeit erzielt, und ausserdem bleibt das Maximum
der Empfindlichkeit, im Gegensätze zum Auge, im blauen und violetten
Tlieile des Spectrums. In der künstlerischen Photographie wird eine
weitere Annäherung an die Empfindlichkeit des Auges durch Einschalten
einer gelben Glasscheibe erreicht, durch welche ein Theil der blauen und
violetten Strahlen zurückgehalten wird; damit ist aber natürlich ein ganz
beträchtlicher Verlust der gesammten Lichtstärke verbunden, und eine
Anwendung dieses Princips auf den Himmel wäre nur bei speciellen Auf
gaben an helleren Sternen möglich. Selbst hiermit würde nur wenig ge
wonnen sein, indem auch dann die beiden Scalen nicht identisch, sondern
nur einander genähert würden; die Differenzen würden kleiner, aber sie
fielen nicht fort. Bei der im allgemeinen geringen Haltbarkeit der farben
empfindlichen Platten und der noch immer bestehenden Unsicherheit in
ihren quantitativen Leistungen würden ausserdem neue Fehlerquellen in
das Problem eingeführt werden.
Wir kommen nun zu einem der wichtigsten Abschnitte der photo
graphischen Photometrie, zu der Frage, welche Grössenclassen bei ge
wissen Expositionszeiten und bei gegebenen Instrumenten noch eben zur
Abbildung gelangen. Diese Frage ist von besonderem Interesse durch
den Umstand, dass die Photographie unter Benutzung sehr lichtstarker
Instrumente und sehr langer Expositionszeiten noch Sterne zur Wahr
nehmung bringt, welche optisch nicht mehr erkennbar sind. Sobald die
11. oder 12. Grösse überschritten ist, wird auch optisch die Helligkeits
bestimmung der schwächsten Sterne eine sehr unsichere: die Sichtbar
keitsgrenze ist für die grossen Refractaren ziemlich willkürlich festgesetzt,
und besonders ist nicht mehr von einer einigermassen exactcn Innehaltung
des bei helleren Sternen üblichen Helligkeitsintervalls der Grössenclassen
die Rede.