Die photographische Technik in der Hiinmelspliotographie.
9
her frisch hergestellten Mischung von Eisenentwickler und salpetersaurem
Silber. Die Entwickelung geht dadurch vor sich, dass an den Stellen,
wo das Licht gewirkt hat, das Jodsilber durch das Eisensalz zu Silber
reducirt wird, welch letzteres sich in sehr fein zertheiltem Zustande in
dem Collodiumhäutchen als schwarzer Niederschlag ausscheidet. Das
Fixiren erfolgt durch Auflösen des nicht zersetzten Jodsilbers in unter-
schwefligsaurem Natron oder in Cyankalium.
Nach dem Fixiren muss die Platte sehr sorgfältig ausgewaschen
werden, um die letzten Spuren der benutzten Salze zu entfernen. Auch
nach dem Fixiren kann das Bild noch verstärkt werden, und zwar
entweder auf genau dieselbe Weise wie vor dem Fixiren, oder nach
anderen Methoden, von denen wohl die einfachste in der Umsetzung des
metallischen Silbers in Quecksilberoxyd besteht. Zu dem Zwecke wird
die Platte in eine Lösung von Quecksilberchlorid gelegt, wobei sich an
Stelle des metallischen Silbers ein Gemenge von Chlorsilber und Queek-
silberchlorür bildet. Durch Uebergiessen mit Ammoniak wird das ganz
weisse Chlorsilber und Quecksilberchlorid' in ein tief schwarzes Gemenge
von Silber- und Quecksilberoxyd umgesetzt. Es muss noch bemerkt
werden, dass man zum Collodiumprocess gewöhnlich nicht allein Jod
kalium benutzt, sondern auch Jodcadmium und Jodammonium zusetzt,
ausserdem auch noch Bromsalze, z. B. Bromkalium oder Bromcadmium.
Die Collodiumplatten sind beträchtlich empfindlicher als die Daguerre-
schen, auch ist das Verfahren selbst weit bequemer und einfacher, und
so sind denn mit demselben schon sehr bemerkenswerthe Resultate in
der astronomischen Photographie erzielt worden; aber in zwei Punkten
liess das Verfahren noch viel zu wünschen übrig, einmal darin, dass durch
die unter allen Umständen nothwendige Vermeidung des Eintrocknens
die Expositionszeit eine sehr beschränkte ist — es dürfen zwischen Her
stellung der Platten und der Entwickelung höchstens 15 Minuten ver
flossen —, und zweitens darin, dass zuweilen sehr starke Verzerrungen
des äusserst feinen Collodiumhäutchens während des Processes eintreten.
Auf diesen letzteren Punkt wird an einer anderen Stelle dieses Buches
noch näher einzugehen sein; hier möge nur erwähnt werden, dass man
es gelernt hat, die Collodiumschicht dadurch viel stabiler zu erhalten,
dass sie nicht unmittelbar auf dem Glase hergestellt wird, sondern dass
die Glasplatte zunächst mit einer dünnen Schicht von Guttapercha über
zogen wird.
Der erstere Punkt wurde erledigt durch die Erfindung der Collodium-
Emulsionen. Den Gedanken hierzu hatte Gaudin bereits im Jahre
1853 ausgesprochen, während seine ersten praktischen Erfolge in das
Jahr 1861 fallen. Zu dieser Zeit entstanden eine ganze Reihe von