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III. Geschichte der Himmelsphotographie.
Gussew*) erhielt auch ein dem Siune nach mit Hansen übereinstim
mendes Resultat; es ist indessen schon von 0. Struve**) und von
Kaiser***) gezeigt worden, dass die Messungen nicht genügend genau
zur Feststellung des Resultates gewesen sind.
Gleichzeitig mit Rutlierfurd stellte H. Draper!) seine Versuche über
Mondaufnahmen an. Im Jahre 1860 hatte er bereits einen Spiegel aus
Spiegelmetall hergestellt, der indessen, da er sehr schnell verdarb, nicht
in Benutzung kam. Auf den Rath von J. Herscliel verfertigte er nun
mehr einen versilberten Glasspiegel von 40 cm Oeffnung und parabolischer
Form, der im Jahre 1863 vollendet wurde. Die optischen Eigenschaften
dieses Spiegels scheinen sehr gute gewesen zu sein; die mit ihm er
haltenen Mondnegative von 32 mm Durchmesser wurden später noch durch
ein besonderes optisches System vergrössert, in welchem nur sphärische
Spiegel zur Verwendung kamen. Die Mondaufnahmen Drap er s sind
entschieden die besten, welche bis zum Jahre 1864 hergestellt worden
sind. Nicht zufrieden mit diesen Leistungen vollendete Draper im
Jahre 1871. ein Spiegelteleskop Cassegrain’scher Construction, dessen
Hauptspiegel 72 cm Oeffnung- und 3.75 m Brennweite hatte, während der
kleinere Spiegel 20 cm Oeffnung und 74 cm Focaldistanz besass. Das
Rohr, welches die Spiegel mit einander verband, war behufs freier Cir-
culation der Luft durchbrochen. Mit diesem Instrumente hat zwar Draper
einige vorzügliche Mondaufnahmen erhalten; hauptsächlich wurde dasselbe
von ihm aber zu Spectralphotogi;aphien der Sterne verwendet.
Die Geschichte der Mondphotographie bis zu Rutlierfurd lehrt bei
näherer Betrachtung auf das deutlichste, nach welcher Richtung hin die
Bestrebungen zu gehen hatten, um eine weitere Vervollkommnung der
Mondaufnahmen zu erhalten: in der Herstellung noch grösserer Fernrohre,
um bei möglichst kurzer Expositionszeit ein Brennpunktsbild von möglichst
grossen Dimensionen zu erlangen; dass gleichzeitig die Versuche nur bei
den allergünstigsten Luftzuständen angestellt werden durften, ist selbst
verständlich. Die letzten Jahre haben denn auch eine Bestätigung dieser
Ansicht geliefert, indem wesentliche Fortschritte gegenüber den Ru Hier
für d’schen Mondaufnahmen nur mit Hülfe der grössten Fernrohre ge
macht worden sind, mit dem Lick-Refractor von 26 Zoll Oeffnung und
*) H. Gussew. Ueber die Gestalt des Mondes. Bulletin de St. Petersburg.
1, 276.
**) 0. Struve. Rapport concernant le memoire de M. Goussef. Bulletin de
St. Pétersbourg 1, 204.
***) P. J. Kaiser. De Toepassing der Photographie op de Sterrekunde. Leiden
1862, 73.
4) H. Draper. On the Construction of a Silvered Glass Telescope.