Die photographische Technik in der Himmelsphotographie.
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lieh durch zu langes Kochen auch ohne vorhergegangene Lichtwirkung
durch den Entwickler zersetzt und also zum Photographiren unbrauchbar
wird. Nach dem Erstarren der Gelatine muss dieselbe einer sehr sorg
fältigen Waschung zur vollständigen Entfernung des noch von der Her
stellung des Bromsilbers her in der Gelatine gelösten salpetersauren Kalis
unterzogen werden. Alsdann wird sie durch Erwärmen wieder gelöst
und nach erfolgter Reinigung durch Filtrircn auf Glasplatten gegossen.
Auf diesen ist die Emulsion nach dem Trocknen als dünne, aber sehr
feste und widerstandsfähige Schicht vorhanden. In geeigneter Verpackung
bleiben diese Platten viele Jahre lang haltbar; sie werden zunächst
während einiger Monate immer empfindlicher, nehmen dann aber allmäh
lich an Empfindlichkeit ab. Die eigentliche Wirkung des Lichtes auf
das Bromsilber ist, wie auch bei den anderen photographischen Pro
cessen, nicht bekannt. Bei sehr intensiver und langer Belichtung wird
das Bromsilber unmittelbar unter Ausscheidung von Silber durch das
Licht zersetzt; eine sehr geringe Lichtwirkung genügt aber bereits, um
das Bromsilber in einen solchen Zustand zu versetzen, dass die voll
ständige Ausscheidung des Silbers bei Anwesenheit reducirender Substanzen
erfolgt. Nach dein Entwickeln wird das nicht reducirte Bromsilber durch
Auflösung in unterschwefligsaurem Natron entfernt, das Bild also fixirt,
und alsdann werden die noch in der Gelatine vorhandenen Salze durch
längeres Waschen herausgebracht. Ein Baden der Platte in Alaunlösung
macht die Gelatine härter und gleichzeitig klarer.
Mit der Präparation der Bromsilber-Platten befasst sich der Astronom
am besten nicht selbst. Zu deren Herstellung gehört grosse Uebung und
ein grosser Aufwand an Zeit, und der einzelne, der im allgemeinen nur
mit beschränkten Mitteln arbeiten kann, ist überhaupt nicht im Stande,
so gute und besonders so gleichmässig empfindliche Platten herzustellen,
wie die grösseren Fabriken dies vermögen. Selbst wenn es sich zu
besonderen Zwecken um die Anfertigung von Platten mit speeiellen
Eigenschaften handelt, empfiehlt es sich, dieselben bei einer Fabrik zu
bestellen. Dagegen soll man eine genaue Prüfung der Platten vornehmen,
die sich nicht bloss auf die Empfindlichkeit und auf Feinheit des Kornes
bezieht, sondern sich vor allem auch auf die Reinheit der Schicht zu
erstrecken hat. Für astronomische Aufnahmen ist nichts unangenehmer,
als wenn die Gelatine mit kleinen Verunreinigungen durchsetzt ist, die,
da sie beim. Entwickeln gewöhnlich einen stärkeren Niederschlag um
sich herum erzeugen, selbst unter dem Mikroskope manchmal nicht von
Sternen zu unterscheiden sind. Spätere Verunreinigungen durch Staub,
der sich auf die Platten, während sie noch feucht sind, aufsetzt, sind
zwar nicht so unangenehm, da sie leichter als solche zu erkennen sind;