Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

Die Sonne. 
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massige Zusammensetzung besitzt, sondern, dass sie in eine Anzahl mehr 
oder weniger von einander abstehender Figuren getheilt ist. Während in 
den Intervallen dieser Figuren die Körner zwar von verschiedener Grösse, 
aber doch deutlich und scharf begrenzt sind, erscheinen im Innern der 
selben die Körner zur Hälfte verschwunden, ausgelöscht und verzerrt; 
sehr häufig sind sie ganz verschwunden, um streifigen Gebilden Platz zu 
machen. Alles dies zeigt an, dass innerhalb dieser Flächen die photo 
sphärischen Massen sehr heftigen Bewegungen ausgesetzt sind, welche die 
Granulation verwirren. Die gestörten Flächen selbst besitzen mehr oder 
weniger abgerundete Begrenzungen, zuweilen aber auch ziemlich gerad 
linige, so dass sie polygonartig erscheinen. Der Durchmesser ist sehr ver 
schieden; er erreicht häufig mehr als eine Bogenminute.« 
Nur die besten Janssen’schen Aufnahmen zeigen das photosphärische 
Netz; optisch hat es nie wahrgenommen werden können, was auch nach 
den angeführten Vorzügen, welche die kurz exponirten Aufnahmen vor 
der directen Beobachtung besitzen, nicht anders zu erwarten ist. Die 
besseren Aufnahmen, welche Lolise mit dem Potsdamer Heliographen 
erhalten hat, lassen Andeutungen des Netzes deutlich erkennen. Janssen 
und mit ihm die meisten Astronomen vertreten die Ansicht, dass die Er 
scheinung des photosphärischen Netzes eine reelle ist, d. h., dass sie auf 
der Sonnenoberfiäche selbst oder innerhalb der Sonnenatmosphäre zu 
Stande kommt. Janssen selbst giebt folgende Erklärung: »Da die Schicht, 
welche die Photosphäre bildet, nicht im Gleichgewichte ist, so durchbrechen 
die aufsteigenden Gasströme, um sich Luft zu machen, diese Schicht an 
den verschiedensten Punkten; daher entstehen überhaupt die Elemente 
der Oberfläche, welche nichts Anderes sind, als die Bruchstücke der photo 
sphärischen Hülle, und welche wegen der Schwere ihrer einzelnen Theilchen 
bestrebt sind, eine sphärische Form anzunehmen; daher die kugelförmige 
Gestalt, welche, wie man sieht, nicht einem absoluten Gleichgewichts 
zustand entspricht, sondern einem relativen, welcher aber nur recht selten 
zu Stande kommt; denn an zahlreichen Stellen reissen die aufsteigenden 
Ströme die Granulationselemente mehr oder weniger stark mit sich fort, 
und ihre kugelförmige Gleichgewichtsgestalt wird bei heftigen Bewegungen 
so verändert, dass sie schliesslich gar nicht mehr zu erkennen ist.« 
Es lässt sich gegen diese Erklärung nicht mehr anführen als gegen 
die meisten sogenannten Sonnentheorien, die, weit davon entfernt, wirk 
liche Theorien zu sein, nur aus Speculationen bestehen, die nicht durch 
die moderne Mechanik unterstützt sind. 
Iluggins*) hat bei der Untersuchung des Janssen’schen Netzes 
*) Huggins. On a cyclonic arrangement of the solar granules.- M. N. 28, 101.
	        
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