Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

272 
III. Geschichte der Himmelsphotographie. 
eine gewisse Neigung zur Bildung von spiraligen Anordnungen zu er- 
Kennen geglaubt und scbliesst daraus auf Wirbelstürme in der Sonnen 
atmosphäre, welche die Körner der Photosphäre in Mitleidenschaft ziehen. 
Langley*) erklärt die Körner als die Spitzen von Fasern, welche 
wir aus der Vogelschau erblicken. In der Sonnenatmosphäre existiren 
grosse Gaswellen, welche diese Fasern biegen, ihre Form und Anordnung 
ändern und gewisse Gegenden der Sonnenoberfläche verdunkeln. Die 
Abwechslung zwischen derartig veränderten Gegenden und den unver 
änderten erzeugt das photosphärische Netz. 
Eine recht ähnliche Nachbildung des photosphärischen Netzes hat 
Stanoiewitsch dadurch erhalten, dass er eine granulirte Fläche durch 
eine gewöhnliche Fensterscheibe hindurch photographirt hat. Die Aelm- 
lichkeit ist eine sehr grosse ; die Erklärung, die Stanoiewitsch dazu giebt, 
ist aber eine durchaus verfehlte. Die höchst einfache Erklärung der That- 
saclie, dass beim Passiren der Lichtstrahlen durch ein von ganz unebenen 
Flächen begrenztes Medium eine unregelmässige Brechung derselben ent 
steht und also nachher ein nur an einzelnen Stellen scharfes Bild resul- 
tiren kann, umschreibt Stanoiewitsch durch Einwirkung eines durch 
sichtigen Körpers von »unregelmässiger molecularer Constitution« und 
kommt zu folgendem Schlüsse: 
»1) Welches auch der Ursprung der Sonnengranulation sein mag, 
* das photosphärische Netz, so wie es sich auf den photographischen Platten 
darstellt, existirt nicht in Wirklichkeit auf der Sonnenoberfläche. 
2) Es ist hervorgebracht durch die unregelmässige Brechung in einem 
durchsichtigen Körper von einer unregelmässigen molecularen Constitution, 
welcher sich zwischen der Sonnenoberfläche und dem photographischen 
Fernrohre befindet. 
3) Diese unregelmässige Brechung ist hervorgebracht durch die gas 
förmige Umhüllung der Sonne, welche durch Strömungen nach allen 
Richtungen hin erregt ist und so in ihrer Gesammtheit einen Körper von 
"einer höchst unregelmässigen molecularen Structur darstellt.« 
Die Frage, ob das photosphärische Netz wirklich der Sonne, sei es 
nun der Granulation selbst oder der Sonnenatmosphäre, angehört, würde 
sich ohne Weiteres durch zwei unmittelbar nach einander aufgenommene 
Sonnenbilder entscheiden lassen, da Veränderungen des Netzes innerhalb 
weniger Secunden nicht möglich sind, wenn die Erscheinung der Sonne 
angehört, sich also Uber ausserordentlich grosse Flächen hin ausdehnt. 
Diesen Versuch hat Janssen meines Wissens niemals ausgeführt, und da 
*) Langley. On the Janssen solar photograph and optical studies. Arner. 
Journ. 15, 297.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.