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III. Geschichte der Himmelsphotographie.
Expositionszeit von 24 s erhielten dieselben ein Daguerreotypebild der
Corona und der hauptsächlichsten Protuberanzen, welches als der erste
gelungene Versuch gelten kann.
Die Fortschritte der Photographie ermöglichten erst im Jahre 1860
eine ergiebige Anwendung auf die Corona. In Labrador war eine ameri
kanische Expedition von Stephen Alexander*) etablirt, die ein Ruther-
furd gehöriges Fernrohr von 1.85 in Focallänge benutzte. Die Photo
graphen der Expedition, Duchochois und Thompson, erhielten trotz
ungünstiger Luftzustände drei Collodiumbilder, welche die inneren Theile
der Corona deutlich erkennen Hessen.
Die ersten Aufnahmen von wirklich wissenschaftlichem Werthe wurden
bei dieser Finsterniss in Spanien von Warren de la Rue und Secchi
erhalten. W. de la Rue, der auch Gelegenheit gehabt hatte, das von
Busch aufgenommene Daguerreotype zu untersuchen und dabei zu consta-
tiren, dass die Silberplatten eine nicht genügende Empfindlichkeit besitzen,
um ein Bild der Corona und der Protuberanzen zu geben, welches von hohem
wissenschaftlichen Werthe sein könnte, hatte beschlossen, das Collodium-
verfahren anzuwenden, gleichzeitig aber auch den Aufnahmen grössere
Dimensionen zu geben, um etwaige Fehler der Schicht möglichst un
schädlich zu machen. Es gelang W. de la Rue**), die Erlaubniss zur
Benutzung des bereits beschriebenen Heliographen in Kew zu erhalten,
der mit seinen Sonnenbildern von nahe 10 cm Durchmesser den gestellten
Anforderungen genügte und in Rivabellosa aufgestellt wurde. Mit diesem
Instrumente erhielt de la Rue drei Aufnahmen von 60 Secunden Ex
positionszeit, welche gleichzeitig die Protuberanzen und die inneren und
äusseren Theile der Corona enthielten. Man konnte auf denselben leicht
die auf einander folgenden Positionen der Protuberanzen in Bezug auf den
Mondmittelpunkt ermitteln und hierdurch auf das bestimmteste nach-
weisen, dass die Protuberanzen zur Sonne und nicht zum Monde gehören.
Zu demselben Resultate führten die Aufnahmen Secchis, der das
Cauclioix’sche Aequatoreal des Collegio Romano von 16 cm Oeffnung
und 2.5 m Brennweite in Desierto de los Palmas aufgestellt hatte. An
Stelle des Oculars war eine Kammer angesetzt; der Durchmesser der
Sonnenbilder betrug 25 mm. Monserat, der das Instrument bediente,
erhielt während der drei Minuten der Totalität fünf Aufnahmen von 20 s
Expositionszeit. Die verhältnissmässig kurze Brennweite hätte eine noch
kürzere Expositionszeit zugelassen, wie sich aus einer der Aufnahmen er-
giebt, bei welcher ein zufälliger Stoss an das Fernrohr drei neben einander
liegende Bilder der Protuberanzen erzeugt hat.
*) Coast Survey Report for 1861.
**) Philos. Trans. 1862.