Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

280 
III. Geschichte cler Himmelsphotographie. 
und die Vorarbeiten und Erfahrungen bei Gelegenheit derselben sind 
nicht ohne Einfluss auf ihre Weiterentwickelung geblieben; dann aber be 
steht meines Wissens überhaupt noch kein zusammenhängender Bericht 
über diesen Gegenstand. 
Fast alle civilisirten Völker haben sich in mehr oder weniger um 
fangreicher Weise an den Beobachtungen der Venusdurchgänge betheiligt 
und viele von ihnen auch unter Anwendung der photographischen Me 
thode. Besonders in Bezug auf letztere, über welche praktische Er 
fahrungen ja noch gar nicht Vorlagen, hat man allgemein den Durchgang 
von 1874 gleichsam als Versuchsobject betrachtet, um die bei demselben 
gewonnenen Erfahrungen in vervollkommneter Weise bei dem Durchgänge 
von 1882 verwerthen zu können. 
Ein von der Astronomischen Gesellschaft ausgegangener Versuch, 
eine internationale Vereinigung zur Beobachtung der Durchgänge herbei 
zuführen, ist nicht zu Stande gekommen, sondern jedes Land hat seine 
Vorbereitungen und Ausrüstungen für sich allein durchgeführt, so dass 
wesentlich verschiedene Methoden und damit auch eine wesentlich ver 
schiedene Güte der Resultate die Folge gewesen sind. 
Auf eine allen Methoden gemeinsame Fehlerquelle bei der photo 
graphischen Aufnahme der Venusdurchgänge habe ich bereits an früherer 
Stelle aufmerksam gemacht. Die Expositionszeit für eine Sonnenaufnahme 
kann, selbst bei dem damaligen unempfindlichen nassen oder trockenen 
Collodium- oder Albuminverfahren, nur eine sehr kurze, höchstens nach 
Hundertsteln der Zeitsecunde zu zählende sein. Der sonst so wichtige 
Vorzug der Photographie, die automatische Mittelbildung aller durch die 
Luftunruhe verursachten Verzerrungen, kommt damit in Wegfall, und 
jede Aufnahme giebt von der im Expositionsmoment gerade vorhandenen 
Verzerrung ein getreues Bild. Wenn man nun auch annehmen kann, 
dass bei der Verwendung zahlreicher Aufnahmen sich diese Verzerrungen 
wieder auf heben, so folgt doch eine beträchtliche Vergrösserung des wahr 
scheinlichen Fehlers der Aufnahmen, die bei der geforderten höchsten 
Genauigkeit der Messungen der Distanz der Venusscheibe vom Sonnen 
mittelpunkt sehr merklich wird, und die zweifellos in manchen Fällen 
zu einem Misserfolge stark beigetragen hat. 
Bei der vor 1874 zu treffenden Wahl der Instrumente, welche zur 
photographischen Aufnahme der Venusdurchgänge dienen sollten, besass 
man erst geringe Erfahrung in derartigen Arbeiten; immerhin aber 
war es doch schon damals möglich, einige ganz unzweifelhafte Ueber- 
legungen anzustellen, die bei allgemeiner Berücksichtigung ein besseres 
Gelingen des Unternehmens herbeigeführt haben würden. Diese Ueber- 
legungen folgen eigentlich unmittelbar aus der geforderten hohen Ge
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.