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III. Geschichte cler Himmelsphotographie.
und die Vorarbeiten und Erfahrungen bei Gelegenheit derselben sind
nicht ohne Einfluss auf ihre Weiterentwickelung geblieben; dann aber be
steht meines Wissens überhaupt noch kein zusammenhängender Bericht
über diesen Gegenstand.
Fast alle civilisirten Völker haben sich in mehr oder weniger um
fangreicher Weise an den Beobachtungen der Venusdurchgänge betheiligt
und viele von ihnen auch unter Anwendung der photographischen Me
thode. Besonders in Bezug auf letztere, über welche praktische Er
fahrungen ja noch gar nicht Vorlagen, hat man allgemein den Durchgang
von 1874 gleichsam als Versuchsobject betrachtet, um die bei demselben
gewonnenen Erfahrungen in vervollkommneter Weise bei dem Durchgänge
von 1882 verwerthen zu können.
Ein von der Astronomischen Gesellschaft ausgegangener Versuch,
eine internationale Vereinigung zur Beobachtung der Durchgänge herbei
zuführen, ist nicht zu Stande gekommen, sondern jedes Land hat seine
Vorbereitungen und Ausrüstungen für sich allein durchgeführt, so dass
wesentlich verschiedene Methoden und damit auch eine wesentlich ver
schiedene Güte der Resultate die Folge gewesen sind.
Auf eine allen Methoden gemeinsame Fehlerquelle bei der photo
graphischen Aufnahme der Venusdurchgänge habe ich bereits an früherer
Stelle aufmerksam gemacht. Die Expositionszeit für eine Sonnenaufnahme
kann, selbst bei dem damaligen unempfindlichen nassen oder trockenen
Collodium- oder Albuminverfahren, nur eine sehr kurze, höchstens nach
Hundertsteln der Zeitsecunde zu zählende sein. Der sonst so wichtige
Vorzug der Photographie, die automatische Mittelbildung aller durch die
Luftunruhe verursachten Verzerrungen, kommt damit in Wegfall, und
jede Aufnahme giebt von der im Expositionsmoment gerade vorhandenen
Verzerrung ein getreues Bild. Wenn man nun auch annehmen kann,
dass bei der Verwendung zahlreicher Aufnahmen sich diese Verzerrungen
wieder auf heben, so folgt doch eine beträchtliche Vergrösserung des wahr
scheinlichen Fehlers der Aufnahmen, die bei der geforderten höchsten
Genauigkeit der Messungen der Distanz der Venusscheibe vom Sonnen
mittelpunkt sehr merklich wird, und die zweifellos in manchen Fällen
zu einem Misserfolge stark beigetragen hat.
Bei der vor 1874 zu treffenden Wahl der Instrumente, welche zur
photographischen Aufnahme der Venusdurchgänge dienen sollten, besass
man erst geringe Erfahrung in derartigen Arbeiten; immerhin aber
war es doch schon damals möglich, einige ganz unzweifelhafte Ueber-
legungen anzustellen, die bei allgemeiner Berücksichtigung ein besseres
Gelingen des Unternehmens herbeigeführt haben würden. Diese Ueber-
legungen folgen eigentlich unmittelbar aus der geforderten hohen Ge