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III. Geschichte der Himmelsphotographie.
der Distanz der beiden Mittelpunkte den Betrag von 0702 nicht über
schreiten solle, das ist l / 40 ooo ^ er gemessenen Länge (800").
Um die nothwendige Kleinheit des zufälligen Fehlers der Distanzen
(0703 für jede Station nach Newcomb) zu erlangen, muss das Bild der
Sonne eine gewisse Grösse haben, die nicht gut unter 10 cm betragen
kann, und um das zu erreichen, muss dem Objective entweder eine Brenn
weite von etwa 10 m bis 12 m gegeben werden, oder es muss bei kürzerer
Brennweite ein Vergrösserungssystem eingeschaltet werden. Beide Wege
sind 1874 beschritten worden, und nach ihnen scheiden sich streng die
erhaltenen Erfolge.
Die Benutzung eines Objectivs von grosser Brennweite bei verhältniss-
mässig nicht grosser Oeffhung (5 bis 6 Zoll) bietet zweifellos die grössten
Vortheile. Das erhaltene Bild ist nahe distorsionsfrei und wegen des
günstigen Oeffhungs Verhältnisses möglichst scharf. Bei Einschaltung eines
Vergrösserungsapparates entsteht eine meist sehr starke Distorsion, die
entweder ein für allemal sehr genau ermittelt werden muss, oder die
durch Anbringung eines Netzes genau im Brennpunkt behufs Mitabbildung
eliminirt werden muss. Die letztere, bei den deutschen Expeditionen
angewandte Methode stellt hohe Anforderungen an die mechanische Aus
führung der Instrumente. Der wichtigste Punkt aber, der ganz entschei
dend in die Wagschale hätte fallen müssen, betrifft die Möglichkeit der
Bestimmung des Bogenwerthes. Die einfachste und beste Methode hierzu,
die bei Sternaufnahmen, gleichgültig, ob dieselben im Focus oder erst in
der Bildebene eines Vergrösserungssystems gemacht sind, zu den sicher
sten Resultaten führt, nämlich Ermittelung aus auf der Platte selbst ge
gebenen Distanzen, ist leider bei Sonnenaufnahmen nicht anwendbar:
der Durchmesser des photographischen Sonnenbildes ist wegen Diffraction
und vor allem wegen der »photographischen Irradiation« eine sehr com-
plicirte Function von Expositionszeit, Plattenempfindlichkeit und Lnft-
zustand, so dass derselbe bei verschiedenen Aufnahmen um viele Bogen-
secunden variiren kann. Das war schon damals wesentlich durch Ruther-
furd bekannt und hätte Veranlassung geben sollen, das Hauptgewicht
auf eine möglichst einfache und sichere Bestimmung des Bogenwerthes
nach einer anderen Methode zu legen, wie sie nur bei Brennpunktauf
nahmen möglich ist: durch directe Messung der Distanz von Platte
zu Hauptpunkt im Objective. Andere Gründe, welche für die Be
nutzung von Vergrösserungen sprechen, wie bequeme Länge der Fernrohre
und damit die Möglichkeit, dieselben mittels parallaktischer oder horizon
taler Montirung direct auf die Sonne richten zu können, hätten nicht
massgebend sein dürfen.
Die Verwendung von Objectiven mit grosser Brennweite macht eine