Die Venusdurchgänge von 1874 und 1882.
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bewegliche Aufstellung der Instrumente unmöglich; es muss also in diesem
Falle eine feste, am bequemsten horizontale Aufstellung erfolgen, die
dann die Verwendung eines Heliostaten erfordert. Die Einführung eines
Spiegels in den Strahlengang ist nicht unbedenklich, falls seine Fläche
in merklicher Weise von der Ebene abweicht, resp. sich infolge der Be
strahlung verändert. Unter den von New comb gemachten Voraus
setzungen darf der Krümmungsradius des Spiegels nicht unter einem
Betrage von 80 000 Fuss liegen, wenn nicht eine die Grenze des erlaubten
constanten Fehlers überschreitende Verfälschung der Distanz von Haupt
punkt zu Platte ein treten soll. Eine stärkere constante Krümmung
würde übrigens nicht so sehr schädlich sein, da sie genau ermittelt und
in Rechnung gezogen werden kann. Dagegen würden Veränderungen der
Krümmung während des Durchgangs die ganze Genauigkeit der Resultate
in Frage stellen. Glücklicherweise lassen sich derartige Veränderungen
aber fast ganz vermeiden, wenn der Spiegel nur während kurzer Zeit
räume, l / 2 bis 1 Secunde, der Bestrahlung ausgesetzt wird.
Abgesehen von diesem einen bedenklichen Punkte gewährt die hori
zontale feste Aufstellung nur Vortheile, die auf der Erschütterungsfreiheit,
dem Wegfällen des Rohres und damit verbundener Vermeidung von Luft
strömungen beruhen. Der erste Vorschlag zu einer derartigen Aufstellung
' ist von Laussedat*) gegeben; unabhängig hiervon hat ihn auch Winlock
für die amerikanischen Expeditionen gemacht.
Diese kurzen allgemeinen Angaben werden genügen, um ein Urtheil
über die im einzelnen noch genauer zu beschreibenden, von den verschie
denen Ländern angewendeten Methoden und Instrumente fällen zu können.
Es möge zuerst Uber die amerikanischen und französischen Expedi
tionen berichtet werden, als diejenigen, welche sich der horizontalen
festen Aufstellung ohne Vergrösserungssystem bedient haben.
1) Die amerikanischen Beobachtungen. Die Instrumente be-
sassen folgende Einrichtung: Auf einem eisernen, isolirt stehenden Pfeiler
befinden sich das 5 zöllige Objectiv von 40 Fuss Brennweite und der
Heliostat, der durch ein .auf einem besonderen Pfeiler stehendes Uhrwerk
getrieben wird und in sehr vereinfachter Art construirt ist. In 40 Fuss
Entfernung befindet sich ein Pfeiler, auf dem der Plattenhalter befestigt
ist. Dieser Pfeiler steht im Laboratorium, dessen Wand eine Oeffnung
zum Durchlässen der vom Objectiv kommenden Strahlen hat; die Oeffnung
ist nach aussen mit einem kurzen Rohrstutzen versehen zur Abhaltung
von Seitenlicht. In dem nach jeder Richtung hin justirbaren Plattenhalter
befindet sich eine mit eingerissenem Netz versehene Glasplatte, welche
*) C. R. 79, 455.