Die Venusdurchgänge von 1874 und 1882.
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Die Ermittelung der Sonnenparallaxe aus den französischen Auf
nahmen ist erst 1887 durch Obrecht zu Ende geführt worden. Derselbe
hat zunächst aus einer beschränkten Zahl von Aufnahmen den Werth
gefunden:
TC = 8780 + 07004 dL + 07004 dy ,
wo dL den Fehler der nur unsicher bestimmten geographischen Länge
von Peking bedeutet und y eine Function der Tafelfehler von Sonne und
Venus ist. dL kann zwischen + 5 S und — 5 8 liegen, dy zwischen + 2"
und — 2", so dass der Parallaxenwerth schwanken kann zwischen
8777 und 8783 .
Eine zweite Bestimmung ist von Ob recht nach einer Methode durch
geführt worden, nach welcher durch eine gewisse Combination der Be
obachtungen an den verschiedenen Stationen die Tafelfehler eliminirt
werden. Von 94 ausgemessenen Daguerreotypen konnten 82 verwerthet
werden; das Resultat ist in sehr naher Uebereinstimmung mit dem erst
gefundenen:
7t = 8781 4- 07004 dL dr 0706 .
Eine dritte Berechnung nach einer von Fizeau und Cornu vorge
schlagenen Methode, bei welcher die Parallaxenwerthe aus jeder einzelnen
Station gesondert abgeleitet werden, und bei welcher ebenfalls die Tafel-
fehler eliminirt werden, führte zu genau dem ersten Werthe
= 8780 ± 0706 .
3) Die deutschen Beobachtungen*). Die deutschen Expeditionen
zur Aufnahme des Venusdurchganges wurden mit Fernrohren kurzer
Brennweite und Vergrösserungsapparat ausgerüstet. Als Gründe hierfür
waren massgebend die grössere Bequemlichkeit in der Aufstellung und
Handhabung und der Wegfall des Spiegels. Die Objective waren nach
Art der Euryskope aus vier Linsen zusammengesetzt, so dass der optische
und der photographische Brennpunkt zusammenfallen sollten. Die Oeffnung
betrug 6 Zoll und die Brennweite etwas Uber 6 Fuss. Das Vergrösserungs-
system vergrösserte etwa 6mal, so dass der Durchmesser des Sonnen
bildes etwa 110 mm bis 120 mm betrug. Die Instrumente waren einfach
horizontal montirt; nur der Kerguelen-Expedition war das nach Hansens
Angaben construirte Horizontalstativ mit parallaktischer Bewegung (pag. 60)
*) Die Angaben über die Resultate sind dem VI. Bande von »Die Venus-
Durchgänge von 1874 und 1882« entnommen, dessen Correcturbogen mir Herr Auwers
auf meine Bitte hin gütigst zur Verfügung gestellt hat.