Die Venusdurchgänge von 1874 und 1882.
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Dr. P. J. Kaiser,
Dr. E. F. Van de Sande Bakhuyzen,
M. R. Roch van Tonningen (Photograph).
Das Instrument zu den photographischen Aufnahmen war ein Dall-
meyer’scher Heliograph, in dessen Brennebene aber nicht eine Grlasscala,
sondern ein wirkliches Fadennetz angebracht war. Die Montirung war
eine horizontale, und eine genauere Nivellirung der Horizontalaxe konnte
vorgenommen werden; die .geringen Abweichungen der Horizontalfäden
des Fadennetzes liessen sich durch ein Collimatorfernrohr ermitteln; ausser
dem sollte nach je 10 Aufnahmen die Verticalaxe des Fernrohrs um 180°
gedreht werden. Die Bestimmung des Winkelwerthes sollte nach zwei
Methoden erfolgen, und zwar
1) Es wurden in derselben Lage des Instrumentes auf einer
Platte zwei Aufnahmen desselben Sonnenrandes mit einer Zwischen
zeit von ungefähr 2 Minuten angefertigt. Aus der gemessenen Distanz
der Sonnenränder und der genau registrirten Zwischenzeit konnte
der Bogenwerth ermittelt werden.
2) Es wurden in einer Entfernung von ungefähr 8 Kilometer
9 Heliotrope aufgestellt, deren äusserste vom Heliographen aus in
einem Abstande von ungefähr 30' erschienen. Die linearen Abstände
der Heliotrope unter einander und vom Heliographen aus wurden
durch eine Triangulation ermittelt, und durch die photographische
Aufnahme der Heliotropenbilder wurde dann der Bogenwerth des
Fadennetzes bestimmt.
Wegen der Ungunst der Witterung ist die Beobachtung des Venus
durchganges vollständig verunglückt. 19 Platten wurden exponirt, von
denen jedoch mir 3 gute Bilder aufwiesen und 5 weitere noch eben
sichtbare Bilder ergeben haben.
Der Venusdurchgang von 1882. Infolge der Enttäuschungen,
welche die Anwendung der Photographie für den Venusdurchgang von
1874 gebracht hatte, wurde diese Methode mit einer einzigen Ausnahme
für die Erscheinung von 1882 vollständig verworfen. Diese Ausnahme
machten die Amerikaner, die ihre 1874 mit Erfolg benutzten Instrumente
von Neuem in Anwendung brachten und die gewonnenen Erfahrungen
hierbei verwerteten. Die Festlegung der Expositionsmomente geschah
diesmal auf chronographischem Wege; als photographisches Verfahren
kam ausschliesslich das Bromsilber-Collodiumtrockenverfahren zur An
wendung.
Nur auf der Station New Haven wurde eine andere Construction des
Instrumentes verwendet; doch sind die damit erhaltenen Aufnahmen nicht
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