Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

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III. Geschichte der Himmelsphotographie. 
Erde zur Erkennung der Oberflächenobjecte am günstigsten. Die Expo 
sitionszeit ist in erster Annäherung als proportional dem Quadrat der 
Entfernung von der Sonne anzunehmen; indessen ist z. B. bei Mars die 
Albedo für die photographischen Strahlen so gering, dass für ihn etwa 
dieselbe Expositionszeit erforderlich ist wie für Jupiter. Jedenfalls ist 
die Expositionszeit für die hauptsächlich in Frage kommenden Planeten 
Venus, Mars, Jupiter und Saturn von derselben Ordnung wie für den 
Mond ; bei Brennpunktaufnahmen beträgt sie also Bruchtheile einer Secunde, 
und der Einfluss der Luftunruhe äussert sich demnach in entsprechender 
Weise. Man wird mithin nur sehr selten ein Bild erhalten, welches 
den besten Momenten bei directer Betrachtung entspricht. Es geht hieraus 
hervor, dass die directe Beobachtung in noch viel stärkerem Masse als 
beim Monde der photographischen Aufnahme überlegen sein muss, und 
die bisher gewonnenen Kesultate der photographischen Aufnahmen der 
grossen Planeten bestätigen dies durchaus. 
Die besten Aufnahmen, welche die Herren Henry, Pickering, 
Barnard u. a. von Jupiter und Saturn erhalten haben, zeigen nicht mehr 
als das typische Aussehen dieser Planeten in kleineren Fernrohren; zu 
einem detaillirten Studium sind sie unzureichend. Noch viel deutlicher 
lehrt dies das Eleispiel von Mars. Den Erfolgen, welche hier die directe 
Beobachtung durch das Studium der Marsoberfläche und ihrer Verände 
rungen in neuerer Zeit geliefert hat, stehen photographische Aufnahmen 
gegenüber, die zur Noth den weissen Polarfleck und die grösseren Con 
tinente erkennen lassen. In einigen Fällen ist vielleicht eine kleine 
Ueberlegenheit der Aufnahmen gegenüber der directen Beobachtung zu 
erzielen. Bei einzelnen Gebilden kann der Contrast gegen die Umgebung 
für die photographischen Strahlen stärker sein als für die optischen, und 
dann ist die photographische Abbildung der optischen überlegen, in der 
Praxis aber auch nur, wenn das betreffende Gebilde ziemlich gross ist. 
Ein Beispiel hierfür bietet der bekannte rothe Fleck auf Jupiter, der zur 
Zeit seines Verschwindens photographisch entschieden länger erkennbar 
blieb, als optisch. 
Die vorstehenden Bemerkungen beziehen sich sowohl auf die Brenn 
punktaufnahmen der Planeten, als auch auf die directen Vergrösserungen 
am Fernrohr; es bleiben dieselben Betrachtungen gültig, die bereits bei 
der Aufnahme des Mondes besprochen worden sind. 
Ein Gebiet beim Capitel der grossen Planeten giebt es jedoch, auf dem 
die Photographie zweifellos berufen ist, die directen Beobachtungen zu 
übertreffen, wenngleich bisher noch nicht der Anfang dazu gemacht ist; das 
ist die Aufnahme der (helleren) Monde bei Jupiter und Saturn behufs 
Ableitung der Planetenmassen. Besonders bei den Jupitersmonden, bei
	        
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