Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

Die Fixsterne. 
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Infolge des letzteren Umstandes war es bei Verlängerung der Expositions 
zeit auf einige Minuten nicht möglich, kreisrunde Bilder zu erhalten. 
Im Jahre 1857 nahm G. P. Bond*) in Gemeinschaft mit Whipple 
und Black die Versuche wieder auf, nachdem das Aequatoreal mit einem 
besseren Uhrwerke versehen worden war und inzwischen der Collodium- 
process das Daguerre’sche Verfahren verdrängt hatte. Gleich die ersten 
Aufnahmen gaben überraschend schöne Resultate, und wie Bond, wie 
bereits an anderer Stelle gezeigt ist (pag. 212), schon damals alle charak 
teristischen Eigenschaften der photographischen Sternscheibchen gedeutet 
hat, so hat er auch die Wichtigkeit und die Tragweite der Einführung der 
Photographie in die Fixsternastronomie erkannt und hat gelehrt, dass die 
selbe wesentlich in der Exactheit der Positionsbestimmungen zu suchen ist. 
Die Messungen an einer Anzahl von Aufnahmen des Doppelsterns Mizar 
führten zu der Distanz von 14'.'49 und dem Positionswinkel 147950. Die 
Struve’schen Messungen hatten hierfür ergeben 14'/40 resp. 147940. Als 
wahrscheinlichen Fehler einer einzelnen photographischen Distanz fand 
Bond ± 0912. 
Diese ausserordentlich erfolgreichen Versuche, die zu sehr viel besseren 
Resultaten geführt hatten, als man jemals hatte erwarten können, waren 
die Veranlassung zu einem Briefe G. P. Bonds**) an Wm. Mitchell, in 
welchem er die Vorzüge der neuen Methode und ihre Aussichten in klarster 
Weise auseinandersetzt: »So weit ich informirt bin, ist sonst noch nir 
gendwo der Versuch gemacht worden, Fixsterne zu photographiren; das 
Gerücht über ein in Italien angefertigtes Daguerreotype eines Nebels hat 
sich nicht bestätigt. 
»Vor ungefähr sieben Jahren (1850, Juli 7) erhielt Mr. Whipple 
Daguerreotypeaufnalnnen des Bildes von a Lyrae im Brennpunkte des 
grossen Aequatoreals und ebenfalls von Castor, indem er so die einfache, 
aber nicht uninteressante Thatsache feststellte, dass ein solches Verfahren 
überhaupt möglich ist. Hierbei war eine Expositionszeit von ein oder 
zwei Minuten erforderlich, um einen Eindruck auf der Platte zu erhalten, 
und während dieser Zeit waren die Unregelmässigkeiten des Münchener 
Uhrwerks so gross, dass die Symmetrie des Bildes zerstört wurde, während 
die schwächeren Sterne der zweiten Grösse überhaupt die Platte nicht 
»fassten« (»take«). 
»Einige Jahre später wandte Mr. Whipple seine Aufmerksamkeit der 
Photographie von Mond und Sonne zu, und die Sterne wurden sich selbst 
überlassen. Aber die Verbesserungen schritten rasch vor; die Präparirungen 
*) Stellar Photography. Astr. Nadir. 47, 1—6. 
**) Publ. of the Astr. Soc. of the Pacific. 2, 300.
	        
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