Die Fixsterne.
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Zweck von Vortlieil sind, nämlich für die directe Reproduction, bei wel
cher sonst die kleineren Sternscheibchen gewöhnlich verloren gehen.
Der neue photographische Refractor in Paris ist seit dem Jahre 1885
in Benutzung, und von diesem Jahre an datirt der eigentliche Aufschwung
der Himmelsphotographie, besonders noch dadurch gefördert, dass bei einer
dreistündigen Aufnahme der Plejaden ein den hellen Stern Maja um
gebender Nebel entdeckt wurde, der bis dahin auch in viel grösseren Re-
fractoren optisch nicht bemerkt worden war.
Als unmittelbare Folge der grossen Fortschritte, welche durch die
Pariser Astronomen auf dem Gebiete der Stellarphotographie gemacht
worden sind, ist das grossartigste Unternehmen, welches bisher auf
astronomischem Gebiete unternommen worden ist, die internationale Ver
einigung zur Herstellung einer den ganzen Himmel umfassenden photo
graphischen Karte und eines Sterncatalogs, ins Leben gerufen worden. Auf
mehreren, Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre in Paris
stattgehabten Congressen haben sich die Astronomen der verschiedensten
Länder vereinigt, die Mappirung des ganzen gestirnten Himmels vorzu
nehmen. Die dazu erforderlichen Instrumente sind nach dem Muster
des Pariser photographischen Refractors hergestellt worden. Zunächst
findet eine zweimalige Aufnahme des Himmels statt hei kurzer Expositions
zeit (5 m ); die hierbei auf der Platte befindlichen Sterne bis zur 11. Grösse
werden mit aller Exactheit ausgemessen und an die bereits mit Meridian
instrumenten festgelegten Sterne angeschlossen, so dass das Endziel ein
Catalog aller Sterne bis inclusive der 11. Grösse ist, mit einer Genauigkeit
der einzelnen Positionen, die in relativer Weise den besten Mikrometer
messungen entspricht, in Bezug auf die absoluten Positionen sich den bei
Meridianbeobachtungen erhaltenen anschliesst.
Bei dem enormen Arbeitsaufwande, den allein schon die Ausmessung
erfordert, hat man auf den meisten Sternwarten vorläufig von der Berech
nung der gebräuchlichen Coordinaten der Rectascension und Declination
abgesehen und beabsichtigt zunächst, nur die auf den Platten gemessenen
rechtwinkeligen Coordinaten zu publiciren. Wann einmal der wirkliche
Catalog fertig sein wird, lässt sich zur Zeit noch nicht übersehen.
Ausser diesen zur Ausmessung bestimmten Aufnahmen werden nun
aber auch solche mit langer Expositionszeit (1 Stunde) hergestellt, auf
denen etwa die Sterne bis nahe zur 13. Grösse vorhanden sein werden.
Diese Platten sollen die eigentliche Himmelskarte liefern; über die Art
ihrer Publication resp. über ihre Zugänglichmachung für jeden Astronomen,
ist aber nichts Näheres beschlossen worden; es spielt hierbei nicht mehr
bloss der Arbeitsaufwand eine Rolle, sondern vor allem fallen die ganz
bedeutenden Kosten des Unternehmens ins Gewicht.