Die photographische Technik in der Himmelsphotographie.
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der vollständigen Lösung des Bromsilbers der wichtigste Factor zur
Haltbarmachung der Platten. Ein Lackiren der Platten ist nicht anzu-
ratlien, da die streifige Structur, welche der Lack gewöhnlich annimmt,
beim Messen störend wirkt. Jedenfalls müsste man in der Wahl der
Lacksorte hierzu sehr vorsichtig sein auch aus dem Grunde, weil gewisse
Sorten, besonders, wenn sie etwas stark aufgetragen sind, nach einer
Reihe von Jahren springen und hierbei die Gelatine mit zerreissen.
Die Platten müssen in einem gegen Staub dicht schliessenden Schranke,
der in einem durchaus trockenen, im Winter womöglich heizbaren Raume
steht, aufbewahrt werden.
Da für die meisten Zweige der Himmelsphotographie eine möglichst
hohe Empfindlichkeit sehr erwünscht ist, so hat es ein Interesse, die
relative Empfindlichkeit der verschiedenen Verfahren kennen zu lernen.
Es ist nicht leicht, hierüber ein Urtheil zu gewinnen, da einmal die ver
schiedenartige Präparation innerhalb ein- und desselben Verfahrens häufig
zu beträchtlichen Schwankungen in der Empfindlichkeit führt, während
andererseits die relative Empfindlichkeit sich je nach der Art der Licht
quelle ändert. Letzteres kommt daher, dass der Spectralbezirk, welcher
photographisch wirksam ist, je nach der Art der empfindlichen Schicht
sehr verschiedene Ausdehnung besitzt. Immerhin mögen hier einige An
gaben nach Eder*) Platz finden.
Bezeichnet man die Empfindlichkeit des nassen Jod-Bromcollodiums
mit 1 , so kommt der Daguerre’schen Platte etwa die Empfindlichkeit
von l /i 5 bis V 30 zu. Für die verschiedenen Verfahren der trockenen
Collodiumplatten resultiren Zahlen von y 2 bis y i0 oder 1 / 20 . Im Gegen
sätze hierzu stehen die Bromsilber-Gelatineplatten mit Empfindlichkeits
zahlen von etwa 3 bis 30. Die in neuerer Zeit in Anwendung gekom
menen Gelatineemulsionen mit ausserordentlich feinem Korn sind dagegen
wieder sehr unempfindlich. Ihre Empfindlichkeitscoefficienten dürften
vielleicht weit unter J / 100 liegen.
Es möge noch bemerkt werden, dass bei farbenempfindlichen Platten
die Empfindlichkeit der hinzugekommenen Spectralbezirke diejenige im
blauen und violetten Theile nicht erreicht.
Zur Ausmessung können nur die Originalnegative benutzt werden,
da selbst bei der sorgfältigsten Copirung zum mindesten die Verzerrungen
der zweiten Schicht hinzukommen, also unter allen Umständen eine Ver
minderung der Genauigkeit eintritt. Dagegen sind gute Reproductionen
*) Handbuch der Photographie. II. Theil, p. 41.
Sei ein er, Photographie der Gestirne.
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