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III. Geschichte der Himmelsphotographie.
Sternketten endigt. Ick habe bereits erwähnt, dass ich derartige Stern
ketten nicht für reelle Systeme halte, und kann mich deshalb auch
nicht der Wolf’sehen Erklärung dieser Ketten im Zusammenhänge mit
der Trichterform der Nebel anschliessen. Wolf nimmt an, dass sich der
Nebel in einer Rotation befindet und sich infolge dessen die Materie
trichterartig abschnürt und so Aneinanderreihungen von Sternen an der
Spitze des Nebels entstehen. Auch aus mechanischen Gründen dürfte diese
Hypothese sehr wenig Wahrscheinlichkeit besitzen.
Ein anderer sehr grosser Milchstrassennebel befindet sich Ende
17 h und —28°. Die Structur dieses Nebels entspricht vollständig der
der Milchstrasse selbst. Derartige Beispiele Hessen sich ausserordentlich
vermehren, besonders hat Barnard*) viele solcher Stellen aufgefunden.
Barnard macht darauf aufmerksam, dass es besonders die helleren
Sterne der Milchstrasse seien, deren Configurationen sich die Nebel an
schliessen. Dies dürfte aber durchaus nicht überall die Regel bilden;
vielmehr scheint mir die Sterndichtigkeit überhaupt der massgebende
Factor zu sein; gerade an den dichtesten Stellen befinden sich auch
naturgemäss die meisten helleren Sterne.
Ein ganz merkwürdiges Object befindet sich in der Nähe von k Cygni.
Schon J. Herschel hat die eigenthümliche schlangenartige Form dieses
sehr langen Nebelstreifens erkannt; aber die charakteristische Structur
des Streifens, seine Zusammensetzung aus ganz dünnen Nebelfäden, ist
erst durch die Photographie (Roberts) zu Tage getreten. Der Streifen
beginnt etwa 25' nördlich von k Cygni als einzelner heller Faden, theilt
sich dann bald in mehrere durch einander verflochtene Fäden, die nach
Süden gehend immer schwächer werden und schliesslich etwa 30' südlich
von k Cygni verschwinden. Er liegt gerade an der Grenze der Milch
strasse, scheint aber mit den dort befindlichen Sternen in keiner Ver
bindung zu stehen.
Ein Nebel, dessen grosse Ausdehnung und complicirte Structur erst
durch die Photographie bekannt geworden ist, ist der Nebel um £ Orionis;
auf ihn ist zuerst von Wolf aufmerksam gemacht worden. Nach meinen
Aufnahmen scheint er weder mit £ Orionis, noch mit anderen Sternen in
Verbindung zu stehen. Er erstreckt sich in Form eines spitzwinkeligen
Dreiecks, dessen folgende Seite ziemlich scharf begrenzt ist, etwa
nach Süden; eine kleinere, aber hellere Partie folgt nördlich auf £ Orionis
und besteht aus regellos zusammengesetzten Nebelknoten, in Form und
Structur an den Omeganebel erinnernd.
*) Photographic Nebulosities and Star Clusters connected with the Milky Way.
Astr. and Astrophys. 1894.