Die optischen Theile der photographischen Instrumente.
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Für Objective von 34 cm Oeffnung, wie sie zur Herstellung der
photographischen Himmelskarte benutzt werden, würde also der Durch
messer des Mittelbildchens, und damit der möglichst kleinsten Abbildung,
0"64 betragen oder etwas weniger, da dieser Werth dem absoluten Mini
mum entspricht und schon kurz vorher eine merkliche Lichtwirkung auf
hören wird.
Die Intensitäten der Hinge nehmen sehr schnell ab, und sie stören
deshalb bei optischen Beobachtungen nur sehr wenig, treten aber bei
photographischen Aufnahmen noch ganz entschieden in Wirksamkeit.
Es möge nun, um das ideale Objectiv zu verlassen, zu einer kurzen
Darlegung derjenigen Forderungen übergegangen werden, welche nach
der Gauss’schen Theorie an ein zweilinsiges, sogenanntes achromatisches
Objectiv gestellt werden müssen, um dasselbe für photographische Auf
nahmen möglichst einem idealen Objective zu nähern*).
Versteht man unter wahrer Brennweite den Abstand des zweiten
Brennpunktes vom zweiten Hauptpunkte, so sind folgende Bedingungen
zu erfüllen:
1) Zwei Strahlen verschiedener Brechbarkeit — für photographische
Objective z. B. I 434 ¡.iu und l 400 ¡,i¡¿ — werden in einem Punkte,
dem wahren Brennpunkte, vereinigt. — Hebung des Farbenfehlers.
2 ) Ein Strahl mittlerer Brechbarkeit, der nahe am Rande des Objectivs
einfällt, schneidet die Axe ebenfalls in der wahren Brennweite.
■— Hebung des Kugelgestaltfehlers.
3) Für die zwei angegebenen Wellenlängen müssen auch die Haupt
punkte zusammenfallen. — Die zwei verschiedenfarbigen Bilder
werden also gleich gross.
4) Mitte und Rand des Objectivs müssen bei Strahlen mittlerer Brech
barkeit gleiche wahre Brennweite haben.
Die vierte Bedingung deckt sich mit der sogenannten Sinusbedingung;
sie ist erfüllt, wenn die Anfangspunkte sämmtlicher vom Objective kom
mender Strahlen auf einer Kugelfläche liegen, die mit der wahren Brenn
weite als Radius vom Brennpunkte aus beschrieben ist. Ihre Erfüllung ist
gerade für photographische Objective von grösster Wichtigkeit, da nur dann
die Randstrahlen symmetrisch um die Hauptstrahlen gelagert sind und die
Bilder seitlich der Hauptaxe keinen Anlass zu Distorsionen geben.
Um zu zeigen, welchen Einfluss die Nichterfüllung der letzten Be-
*) A. Steinheil, Ueber den Einfluss der Objectivconstruction auf die Licht-
vertheilung in seitlich von der optischen Axe gelegenen Bildpunkten . . . Sitzungsber.
d. math. phys. Classe der Kgl. Bayr. Akademie der Wiss. in München. Band XIX,
Jahrgang 1889.