Full text: Die Photographie der Gestirne ([Text])

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I. Die Herstellung und Venverthung von Himmelsaufnahmen. 
und Hölienlagen sehr selten vorkommenden abnorm ruhigen Luftzuständen 
erhalten werden können. 
Der Einfluss der Luftunruhe auf Aufnahmen hei sehr kurzer Ex 
positionszeit ist gänzlich anders als hei langen Expositionszeiten. Ich 
verstehe hier unter kurzen Expositionszeiten solche, welche im Verhältnis 
zur Schwingungsdauer eines Bildpunktes so klein sind, dass während 
dieser Zeit eine merkliche Verschiebung nicht statthat. Diese Expositions 
zeiten kommen praktisch nur in Frage bei Sonnenaufnahmen, bei denen 
die Expositionszeit nur nach Tausendsteln der Zeitsecunde bemessen ist, 
eventuell auch bei Mondaufnahmen in der Focalebene beim Luftzustande 
der Classe I, wenn die Expositionszeit wenige Zehntel der Secunde be 
trägt. Beschränken wir uns hier der Einfachheit halber auf Sonnen 
aufnahmen, so ist es klar, dass beim Luftzustande der Classe I stets ein 
scharfes Bild entstehen muss, ohne jede Verzerrung, genau so wie bei 
vollständig ruhiger Luft. 
Beim Luftzustande II werden die einzelnen kleinen Tlieile des Bildes 
auch scharf, aber das Gesammtbild erleidet wellenförmig verlaufende Ver 
zerrungen, die man am besten am Sonnenrande erkennen kann, und die 
denselben ausgezackt oder als Wellenlinie erscheinen lassen. Für Messungs 
zwecke ist ein solches Bild unter Umständen nicht brauchbar, auch ganz 
abgesehen von der Schwierigkeit der Einstellung auf den gezackten 
Sonnenrand: es kann sehr leicht eintreten, dass das zu messende Object, 
ein kleiner Sonnenfleck oder die Venus- oder Mercursscheibe vor der Sonne, 
ohne merkliche Verzerrung der Gestalt im ganzen um ein beträchtliches 
verschoben ist; eine solche Aufnahme giebt dann ein Resultat, welches im 
Verhältniss zu den eigentlichen Messungsfehlern ganz enorm stark abweicht. 
Kommt die Luftunruhe III noch hinzu, so ist es kaum möglich, eine 
brauchbare Aufnahme zu erhalten, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass 
man gerade einen solchen Moment erfasst, in dem die Wirkungen der 
Luftschlieren auf die Aenderung der Brennweite sich für das ganze Bild 
aufheben. 
Da gerade bei Sonnenschein die Luft selten sehr ruhig ist, besonders 
nicht in der Nähe von der Bestrahlung ausgesetzten Gebäuden, und da 
ferner unter diesen Umständen gerade die Luftunruhe der Classen II und III 
vorherrscht, so ist es leicht erklärlich, dass die Aufnahme wirklich guter 
und scharfer Sonnenbilder nur so sehr selten gelingt. 
Wenn auch in einzelnen Fällen, z. B., wie gezeigt ist, bei Fixstern 
aufnahmen, mittlere Grade von Luftunruhe nicht sehr schädlich sind, so 
ist es doch naturgemäss stets vortheilhaft, für photographische Aufnahmen 
eine möglichst ruhige Luft zu wählen, wobei dieselben Regeln geltend 
sind wie bei directen Beobachtungen: möglichste Höhe des Gestirnes über
	        
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