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Hochansehnliche Versammlung!
Wenn ich es unternehme, Ihnen das Leben eines Mannes
vorzuführen, der in jeder Beziehung ein außerordentlicher
genannt zu werden verdient, so geschieht dieß nicht ohne
jene ehrfurchtsvolle Scheu, die jeden ergreift, wenn er sein
Auge zu den größten Geistern, welche die Wissenschaft ge
pflegt und erweitert haben, erhebt. Auf der andern Seite
aber giebt es kaum etwas Lockenderes und Interessanteres,
als den Wegen nachzuspüren, auf denen ein großer Mann
zum Gipfel seiner Größe gelangte und die ersten Regungen
seines Genies zu erlauschen. Mich treibt insbesondere ein
mächtiges Gefühl der Pietät, Ihnen gerade von Bessel zu
sprechen, von dem Manne, den ich einst mehr als irgend
jemanden anderes, sei es als Menschen, als Gelehrten oder
als Lehrer verehren lernte
Bessel war in der That ein außerordentlicher Mann.
Als er schon hoch in Jahren und reich an Erfolgen als
einer der Berühmtesten dieser Erde dastand, zeigte er doch
nichts von jenen abstoßenden Eigenschaften, die so oft den
Gelehrten, namentlich in vorgerückterem Alter, andern un
zugänglich machen; er war im Gegentheile stets liebens
würdig im Umgänge, ein heiterer Gesellschafter, der die
Unterhaltung durch seinen Geist zu beleben wußte und,
was bei Gelehrten getviß selten ist, zugleich ein großer
Liebhaber der Jagd. Wer Von seinen Schülern zum ersten