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Den ursprünglichen Zweck, bei künftigen Reisen als
Cargadeur den Ort des Schiffes auf dem Meere durch Him
melsbeobachtungen bestimmen zu können, hatte Bessel nun
erreicht, denn auch im Beobachten mit dem Spiegelsertan-
ten, demjenigen Instrumente, dessen sich die Schiffer fast
ausschließlich bedienen, hatte er Gelegenheit genug, bei
Olbers sich zu üben, indem er für denselben die zu dessen
Beobachtungen nöthigen Zeitbestimmungen machte. Allein
die gewonnenen Kenntnisse reizten ihn zur Erwerbung neuer,
und da er durch Olbers Bekanntschaft sich zunächst der
Astronomie der Cometen zuwandte, so regte sich natürlich
in ihm die Begierde, genauer in die Kenntniß der Mechanik
des Himmels, der Gesetze, nach welchen die Bewegungen
der Himmelskörper vor sich gehen, einzudringen; und da
unternahm er etwas, das in der That erstaunenswertst ge
nannt werden muß, nämlich das Studium des großen Werkes
Von Laplace, der Mécanique céleste, freilich bei seiner
damaligen Unbekanntschaft mit der höheren Mathematik die
ganze Größe seines Unternehmens noch nicht ahnend. Der
erste Versuch zeigte nun gleich die Unzulänglichkeit seiner
mathematischen Kenntnisse, und so machte er sich an das
Studium der Differential- und Integralrechnung und der
höheren Mechanik, und zwar nach den Lehrbüchern von
Kästner, gewiß nicht denjenigen, die am meisten geeignet
waren, ihm das ohnehin schon schwierige Verständniß des
Laplaceschen Werkes zu erleichtern; allein es waren die
einzigen, die ihm damals zu Gebote standen. Auch nach
Durchsicht dieser Bücher, die Bessel wieder nur so benutzte,
daß er sich darin zu orientiren suchte, um später das Er
forderliche auffinden zu können, stieß er in der Mécanique
céleste wie er selbst gesteht, im Anfange bei jedem Schritte