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nächtlich nach Beendigung seine» Comptoirgeschäfte bis gegen
3 Uhr Morgens. Dieser eiserne Fleiß war Bessel's Begleiter
bis in seine letzten Tage, und gewaltig war seine Thätig
keit und Energie, durch die er auch späterhin in Königs
berg auf den großen Mathematiker Jacobi einen bedeuten
den Einfluß ausübte *).
Nachdem wir nun Bessel auf seiner Bahn begleitet haben,
während er der Astronomie nur als einer Nebenbeschäftigung
huldigte, kommen wir jetzt zu der Zeit, wo er sich ihr ganz
hingeben konnte. Die Gelegenheit dazu fand sich, als im
Jahre 1806 an der vom Justizrath Schröter geleiteten Stern
warte zu Lilienthal bei Bremen die Stelle eines Inspektors
frei wurde. Diese hatte bis dahin Harding bekleidet,
welcher nunmehr in einen andern Wirkungskreis überging.
Diesen Umstand benutzte Olbers, um Bessel zu bewegen,
sich von nun an ganz der Astronomie zu widmen und ihm
den Uebergang aus seiner früheren Stellung auch äußerlich
möglich zu machen. Er meldet das Gelingen davon an
Zach mit folgenden Worten**): „Mit Vergnügen kann
ich Ihnen nun auch melden, daß unser Bessel jetzt ganz
für die Astronomie gewonnen ist; er verläßt den Kauf
mannsstand und geht an Hardings Stelle zu Schröter nach
Lilienthal) .wahrlich eine große Acquisition für die Wissen
schaft) ein solches Genie mit so viel Eifer, Fleiß, Beharr
lichkeit und Geduld verbunden ist mir noch nicht vorgekom
men." Es mag hiebei zugleich nicht unerwähnt bleiben, daß
wirklich ein glühender Eifer für die Astronomie und das
Bewußtsein innerer Kraft dazu gehörte, um Bessel zu ver-
*) Lcjeune-Dirichlet Gedächtnißrede auf C. G. I. Jacobi.
Crelle's Journ. f. Math. Bd. 52 pag. 196.
**) Zach, monatliche Korrespondenz Bd. 13 pag. 81.