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Beobachtungen keineswegs vollständig genug war, um für
die erstere ein ganz unzweideutiges Zeugniß abzulegen. Es
scheint, daß nachdem mit Bessel der Alles umfassende Geist
und zugleich die beispiellose Arbeitskraft zu Grabe gegangen
ist, die Bestrebungen der Astronomen sich mehr auf Ein-
zelnheiten gewandt haben, in welchen sie freilich durch
schöne Entdeckungen belohnt worden sind. Dabei ist aber
nicht zu vergessen, daß die meisten dieser Entdeckungen die
Folgen der Bessel'schen Vorarbeiten sind, und daß die Ent
decker die Früchte geerndet haben, zu denen Bessel entweder
schon die Saat ausgestreut, oder doch wenigstens das Feld
bereitet hatte. Bei einer derselben, vielleicht der schönsten
von allen, ich meine der Entdeckung des Planeten Neptun,
verdient es namentlich erwähnt zu werden, daß Bessel die
selbe mehr als 6 Jahre früher, ehe sie wirklich gemacht
wurde, schon vorhergesagt hat, und zwar nicht bloß im
Allgemeinen, sondern mit den klarsten und bestimmtesten
Worten*).
In näherer oder entfernterer Beziehung zu der Haupt
aufgabe der Astronomie stehen nun eine Menge anderer
Arbeiten Bessel's, auf die ich, um die mir zugemessene
Zeit nicht zu überschreiten, nicht näher eingehen darf, von
denen ich daher nur einige kurz erwähnen will. Zuerst die
sogenannten Zonenbeobachtungen, die zu dem Zwecke unter
nommen wurden, um die Anzahl der ihrer Lage am Himmel
nach bekannten Fixsterne um ein Beträchtliches zu vermeh
ren. Es bewahrte sich hier wieder Bessel's eiserne Aus
dauer. Um eine Vorstellung von der Größe der hiebei allein
aufgewendeten Arbeit zu geben, mag nur bemerkt werden,
*) Sessel, populäre Vorlesungen pag. 450.