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§. 17 *
Da der Mond täglich 49 Minuten sich verspätet,
bevor er wieder in den Meridian des nämlichen Orrs
gelangt, so muß auch um so viel spater Ebbe und
Fluth an jedem Orte eintreffen. Die Sonne äußert,
wiewohl in geringerm Grade, die nämlichen Wirkun
gen auf die Gewässer der Erde wie der Mond. Je
nachdem beyder Wirkungen zusammenfallen, mithin
eine durch die andere verstärkt wird, oder sich einander
ganz oder zum Theil entgegenwirken, mithin eine
durch die andere geschwächt wird, sind auch die Erhe
bungen der Gewässer an einem und demselben Orte
sowohl der Größe als der Zeit nach beträchtlichen Ab
änderungen unterworfen. Aus dem am Ende des
vorigen § Gesagten lassen sich leicht die oben angeführ
ten täglichen Erscheinungen oder die Phänomene der
täglichen Periode erklären. Aus dem eben hier An
geführten aber erhellet leicht der Grund der Erschei
nungen der monathlichen und jährlichen Periode. In
den Syzygien nämlich werden die Wirkungen des
Mondes durch die Wirkungen der Sonne verstärkt
und daher entstehen die alsdann stärkern Fluchen. In
den Quadraturen, wo Sonne und Mond 90° aus
einander stehen, wirken beyde Himmelskörper einander
entgegen, so daß, wenn der Mond das Wasser in
die Höhe hebt, es durch die Wirkung der Sonne
zurückgehalten wird. Begreiflich richtet sich auch die
Stärke der Fluchen nach der größer» oder kleinern
Entfernung des Mondes von der Erde und der Erde
von der Sonne. Das Wasser gebraucht Zeit, um
sich unter dem Monde anzuhäufen und wenn cs seine
groß-