Full text: Reformation des Himmels

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Ophiuchos 1 ) genannt, mit seinem Schlangenleibe das Gebiet 
von 36 Sternen einnimmt? Welch’ würdiger und wichtiger 
Anlass erlaubte dem Bogenschützen * 2 ) 31 Sterne in 
Besitz zu nehmen? dass er ein Sohn der Euphemia ist, 
die eine Amme und Nährmutter der Musen war. Warum 
denn nicht seiner Mutter? Weil er es versteht, zu tanzen 
und Albernheiten zu treiben. Und den Wassermann 3 ) 
zieren 5 Sterne nahe dem Steinbock, warum? 
Vielleicht weil er Taicete, die Tochter der Venus, 
aus dem Wasser gerettet hat. 
Warum ist der Platz nicht lieber anderen, denen wir 
weit mehr verpflichtet sind, und die in der Erde begraben 
liegen, zugeteilt, als ihm, der einen solcher Belohnung 
durchaus unwürdigen Dienst leistete. 
Bloss, weil es der Venus also beliebte. 
Um auf die Fische 4 ) zu kommen — mögen sie 
auch einiges Verdienst haben, da sie jenes Ei aus dem 
Euphratstrom fortgetrieben haben, das die liebenswürdige 
Göttin von Paphos umschloss, — immerhin scheinen sie 
Euch des Schmuckes von 34 Sternen wert, wobei ich die 
vier umstehenden nicht mitzähle, und passt es für sie, ausser 
halb des Wassers an der erhabensten Gegend des Himmels 
’) Ophiuchos, bei den Arabern El-Khamwä, Schlangenbeschwörer, 
mit 24 Sternen und fünf unförmlichen, stellt einen Mann dar, der stehend 
in seinen Händen eine Schlange hält. Die Alten stellten sich unter seinem 
Bilde gewöhnlich den Aesculap vor. Vergl. Ideler, über die Sternnamen, 
Berlin 1809. Hygin, Astr. II, 14. 
2 ) Der Bogenschütz ist nach Hygin ein Sohn der Eufeme, die 
als Pflegemutter der Musen auf dem Helikon wohnte, woselbst auch er 
teilweise mit den Musen verkehrte, teilweise der Jagd oblag. 
3 ) Der Wassermann, aquarius, bei den Griechen vÖQÖyoog, 
bei den Arabern Säkhib el-mä, der Wasserausgiessende oder mit el deo, 
der Schöpfeimer genannt, mit 42 Sternen und drei unförmlichen, also mit 
mehr, als Bruno zählt. 
Die Alten leiteten seinen Namen daher, dass die Sonne sein Bild 
in den Regenmonaten durchlaufe. Vergl. den Scholiasten zu Germanicus 
und Isidor Origines III, 70. Beim Germanicus wird er auch als Deucalion 
bezeichnet. 
4 ) Die Fische bei den Arabern el-semakathaim, die beiden 
Fische, mit 34 Sternen und vier unförmlichen. 
Die Mythen, welche man diesem Sternbilde untergelegt hat, beziehen 
sich auf jene syrische Göttin, die von den Griechen bald Derceto, bald 
Derke genannt und häufig mit einer anderen syrischen Göttin, der Astarte 
verwechselt wird. Beide Gottheiten identifizierten die Griechen mit ihrer
	        
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