wenn sie meinen, dass dieser arme grosse Vater Zeus
sehr sorgenbelastet, übermässig beschäftigt und über
bürdet sein müsse, und die deshalb auch glauben, dass
der geringste Sterbliche keinen Grund hätte, seinen
Zustand zu beneiden. Daran wage ich gar nicht einmal
zu denken, dass ihm in derselben Zeit, die er darauf
verwendet, diese Geschehnisse zu bestimmen
und zu verfügen, notwendigerweise unendlich
viele andere Möglichkeiten der Fürsorge und
Ent Schliessung vor sch weben müssen, wie es
anders geschehen könnte, und dass er zugleich in
dieser Zeit für unendlich viele andere unendlich vieles
besorgen müsste, und dass Du, während Du mir dies
erzählst, wenn Du Deine Pflicht thun wolltest, unendlich
vieles an unendlich vielen anderen Stellen hättest aus
führen müssen und jetzt noch auszuführen hättest.
Merkur: Du weisst, meine liebe Weisheit, wenn Du wirklich
Weisheit bist, dass Zeus alles ohne besondere Geschäftig
keit, Sorge und Überlegung wirkt; da er nämlich in den
unzähligen Arten und unendlichen Individuen unmittelbar
gegenwärtig ist, lässt er seine Vorsehung nicht, indem
er erst die eine und dann die andere Reihenfolge setzt,
in einer bestimmten successiven Weise eingreifen, sondern
ganz und gar momentan und zugleich, und er wirkt die
Ereignisse nicht nach der Weise der einzelnen und
besonderen Ursachen ein’s nach dem anderen mittelst
vieler Einzelthätigkeiten und gelangt so durch unendlich
viele Akte zu unendlich vielen Wirkungen, sondern die
ganze Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
bestimmt er durch einen einfachen und ein
zigen W i 11 e n s a k t. ü *)
*) Das Wirken der göttlichen Vorsehung ist nach Bruno kein
transcendentes, sondern ein immanentes, cf. Spinoza, epístola XII.
ad Oldenburg. ,,Deum omnium rerum causam immanentem ut ajunt, non
vero transeuntem statuo. Omnia, inquarn, in Deo esse et in Deo moveri
cum Paulo affirmo et forte etiam cum ómnibus antiquis philosophis.“
Helleres Licht fällt auf diese immanente Auffassung der Vorsehung und
somit auf die vorstehende Stelle im Text, wenn wir die seit Kant allge
meiner anerkannte Idealität unserer Zeitanschauung in Betracht ziehen
und erwägen, was alle bedeutenderen Geister auch vor Kant schon