Full text: Reformation des Himmels

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Sofia: Wie kommt es, o Saulin, dass die Sonne nicht alle 
erwärmt, die sie bescheint, und manchmal gerade solche 
weniger erwärmt, die sie stärker bescheint? ! ) 
Sa ul in: Ich verstehe, Sofia, und begreife, dass Du es bist, die 
uns auf verschiedene Weise die eine Wahrheit betrachten, 
begreifen und erklären lässt und uns die Wirkungen jenes 
höchsten Seinsgrundes Deines Wesens mitteilt, dem in 
verschiedenen Graden und Stufenreihen alle entgegen 
streben, zu dem empor zu klimmen alle sich bemühen; 
welches als Endziel den vielseitigsten Bestrebungen winkt 
und die verschiedensten Träger geistiger Fähigkeiten in 
verschiedenen Graden in Bewegung setzt, um sie alle 
zu jener einfachen und Einen Wahrheit zu leiten; und 
wie hienieden niemand ist, der diese nicht wenigstens 
irgendwie berührte, so findet sich andererseits auch 
niemand hienieden, der sie vollkommen zu erfassen 
vermöchte; sie wird von niemandem begriffen und wahr 
haftig erschaut ausser von dem, in welchem sie wahrhaft 
gegenwärtig ist, und dies ist niemand anders, als sie 
selbst. Von aussen also sieht man sie nicht anders, 
als wie in einem Schatten, einem Gleichnis oder einem 
Spiegel, oberflächlich und nach Art eines Abbildes. In 
dieser Welt ist niemand, der sich ihr nach Fügung der Vor 
sehung und kraft der von dieser gewirkten Klugheit mehr 
nähert, als Du, o Sofia! Du führst ihr die verschiedensten 
Sekten zu, von denen die einen durch Bewunderung, die 
anderen durch Symbolik, die einen durch Forschen, die 
andern durch Raten, die einen durch Urteilen und Be 
stimmen, die andern durch das Vermögen einer natürlichen 
Magie, die einen durch abergläubische Divination, die 
andern in der Weise der Negation, wieder andere in der 
jenigen der Affirmation, die einen auf dem Wege der Teilung, 
die andern auf dem der Zusammensetzung, die einen auf 
dem Wege der Definition und die anderen auf dem der *) 
*) -Sie geben, ach! nicht immer Glut 
Der Wahrheit helle Strahlen, 
Wohl denen, die des Wissens Gut 
Nicht mit dem Herzen zahlen." 
(Schiller, Licht und Wärme.)
	        
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