Full text: Reformation des Himmels

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vorzubeugen, den die alberne und hochfahrende Göttin 
Zwietracht im Parthenopäischen Königreiche angefacht hat. 
Sofia: Auf welche Weise, Merkur, ist diese verderbenbringende 
Erinnys von jenseits der Alpen und über das Meer in 
dieses edle.Land gekommen? 
,s * Merkur: Von der thörichten Ehrsucht und dem albernen 
Selbstvertrauen jemandes ward sie gerufen, mit allzu 
freigebigen und freilich nicht minder unsicheren Ver 
sprechungen ward sie eingeladen, von trügerischen Hoff 
nungen erregt und willkommen geheissen von doppelter 
Eifersucht, welche im Volke den Wunsch benützt, sich 
in derselben Freiheit zu erhalten, die es immer genossen, 
und die Furcht, unter eine harte Knechtschaft zu 
geraten, beim Fürsten aber die Besorgnis, jetzt alles 
verlieren zu müssen, weil er zu viel hat an sich reissen 
wollen. 
Sofia: Wo liegt die erste Ursache und der Anfang davon? 
Merkur: ln der grossen Habsucht, welche unter dem Deck 
mantel des Vorwandes, die Religion aufrecht zu erhalten, 
für sich selber arbeitet. 
Sofia: Fürwahr, der Vorwand däucht mir tückisch, und ist, 
wenn ich mich nicht irre, durchaus unverzeihlich. Denn 
da bedarf es doch keiner Gegenmassregeln und Kautelen, 
wo gar kein Verlust und keine Gefahr droht, wo die 
Seelen noch dieselben sind, wie sie stets waren, da ja 
der Kultus dieser Göttin in diesem Lande weit weniger 
bedroht erscheint, als in irgend einem anderen. 
Merkur: Und selbst wenn es der Fall wäre, so würde es 
doch nicht Sache der Habsucht, sondern der Klugheit 
und Gerechtigkeit sein, hier Hilfe und Heilung zu schaffen; 
denn sieh’! gerade die Habsucht hat ja das Volk in Wut 
gebracht und sie scheint zur Zeit den rebellischen 
Geistern Gelegenheit zu bieten, nicht so sehr die gerechte 
Sache der Freiheit zu verteidigen, als vielmehr eine 
ungerechte Zügellosigkeit anzustreben, und sich ganz und 
gar den verderblichen und aufsässigen Ausschreitungen 
hinzugeben, zu denen die tierische Menge von jeher 
geneigt gewesen ist.
	        
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