ganz umsonst gekommen wäre. Als Momus ihn so sachte
und langsam herankommen sah, ward er ganz hingerissen
von der Anmut und dem Zauber der Göttin des Gähnens,
die dem Schlaf voraufwandelt wie die Morgenröte dem
Sonnengott und sich bereit hielt, für denselben den
Prolog zu halten; und da er es nicht wagen durfte, ihr
selber in Gegenwart der Götter seine Liebe zu erklären,
und es ihm nicht erlaubt schien, der Jungfrau selbst seine
Huldigung zu bringen, so richtete er letztere an die Adresse
ihres Herrn in folgender Form; er stiess einen gefühlvollen
Seufzer aus und rezitierte, um ihm grössere Ehre und
Reverenz zu erweisen, gleich einem Scholar:
„Somne quies rerum, placidissime somne deorum
Pax animi, quem cura fugit, qui corpora duris
Fessa ministeriis mulces reparasque labori!“ 1 )
Nicht sobald hatte der Gott des Tadels und Spottes,
der aus besagtem Grunde so völlig sein Amt verleugnete,
diese Rezitation begonnen, als auch schon der Schlafgott,
geschmeichelt durch solche Lobspende und eingewiegt
durch den Klang der Verse, dem Schlummer, der ihm
im Busen wohnt, Raum gab, und dieser winkte nun den
Dünsten, die ihren Sitz im Magen haben, die jetzt mit
einem Male zum Gehirn emporstiegen und ihm den Kopf
beschwerten und seine Sinne umnebelten. Als nun auch
der Schnarcher von drinnen seine Pfeifen und Trompeten
ertönen liess, lief er eiligst zur Mutter Juno und bückte sich
bei ihr an und legte seinen Kopf in ihren Schoss. Zufolge
dieses Rückens passierte es, dass er, — da dieser Gott immer
nur im Hemde und ohne Hosen geht, — weil sein Hemd allzu
kurz war, dem Momus und allen anderen Göttern, die mit
letzterem auf derselben Seite standen, seinen Allerwertesten
zeigte. Diesen Anlass nahm der Gott des Gelächters wahr,
*) Diese Verse sind ein Citat aus Ovid's Metamorphosen XI.,
V. 624, 625, in Vossischer Übersetzung:
Schlaf, du Ruhe der Wesen, o Schlaf, huldreichster der Götter,
Friede dem Geist, der Du Sorgen verbannst, und ermüdete Herzen
Nach des Tages Geschäft einwiegst und erneuest zur Arbeit.“