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begleiten, ihnen in der Küche, im Stall, im Bett, zum
Bordell aufwarten müssen ? Und um Dir, o Zeus und
Euch andern Göttern zu zeigen, dass es im Hause des
Müssiggangs auch an gelehrten und studierten Leuten nicht
mangelt, die sich ebenso wol dem Studium widmen, wie
diejenigen von ernstem wissenschaftlichen Eifer, meint Ihr,
dass geistige Trägheit im Hause des Müssiggangs herrsche,
wo es nicht an Grammatikern fehlt, die darüber streiten,
was voran stehen soll, das Substantivum oder das Verbum?
Warum das Adjectivum bald vor, bald hinter dem Sub
stantivum stehen muss, und weshalb man in der Diktion
ein Bindewort wie z. B. „et“ voransetzen und irgend
ein anderes, wie z. B. „que“ hintenanhängen muss?
Wie so E und D durch einen Strich, welcher D in der
Mitte trifft, ein passables Abzeichen des Gottes von
Lampsacus abgeben können, der aus Neid einen Esel
ermordete? Wer der wahre Verfasser sei, dem man das
Buch der Priapejen 1 ) zuzuschreiben habe, der Mantuaner
Maro, oder der Sulmonenser Naso? Um von all den
anderen ähnlichen und noch niedlicheren Fragen zu
schweigen, wo es nicht an Dialektikern fehlt, die unter
suchen, ob Chrysaorius, der Schüler des Porfyrius 2 ) in
Wirklichkeit oder nur dem Beinamen nach einen goldenen
Mund gehabt habe. Ob die Periermenia 3 ) vorangehen oder
nachfolgen oder ad libitum sowol vor als nach den
„Kategorien“ gehen darf? Ob das „individuum vagum“ in
die Zahl oder in die Mitte zu setzen ist, wie ein „sextum
praedicabile“, oder ob es gleichsam nur ein Schildknappe
der Art, oder ein Schleppträger der Gattung ist? Ob,
wenn wir mit den syllogistischen Figuren bekannt sind,
wir solche gleich zur Begründung der Lehre von denselben
q Vergl. Note 2 auf Seite 161.
2 ) Chrysaorius, ein Philosoph der neuplatonischen Schule, lebte um
die Mitte des 3. Jahrh. nach Chr.
3 ) Jregi ¿Q/LUjviag (de interpretatione) ist eine der logischen
Schriften des Aristoteles, ebenso die „Kategorien 3 d. h. „Aussagen über
das Seiende“.