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Verdienst und seine Bemühung drei Tempel erbaut sind,
einer in Apulien, ein anderer in Kalabrien, ein dritter in
Trinakria selbst?“ — „Mach’ mit Deinem Ackersmann
und Diener, was Du Lust hast, meine Tochter,“ erwiderte
Zeus, „an seinen Platz aber setze sich, wenn es auch
Euch so gefällt, Ihr Götter, die Humanität, eine Göttin,
die in unserer Sprache auch Philanthropia oder Menschen
liebe genannt wird, deren Typus ja dieser Wagen
lenker hauptsächlich gewesen zu sein scheint. War
diese es doch, welche Dich, o Ceres, anregte, ihn zu
entsenden und die ihn darauf vornehmlich angeleitet
hat, Deine Wohlthaten unter dem Menschengeschlecht
zu verbreiten.“ „Das ist gewiss,“ sagte Momus, „denn
sie ist es, um deretwillen Bacchus den Menschen besseres
Blut und Ceres ihnen besseres Fleisch verschafft hat, als
sie in den Zeiten der Kastanien, Bohnen und Eicheln haben
konnten. Vor ihr fliehe dann der Menschenhass mit der
Dürftigkeit, und da sie barmherzig und verständig ist, so
sollen der Rat das linke und die Hilfe das rechte der
beiden Räder ihres Wagens bilden und von den beiden
zahmen Drachen, die seine Deichsel ziehen, wird der linke
Güte und der rechte Gefälligkeit heissen!“ 1 )
Schlangenträger ersetzt durch die
Geschicklichkeit.
Darauf warf Momus die Frage auf, was man mit
dem Sclilangenträger machen wolle, ihm dünke es gut
x ) Bruno deutet auf die kulturgeschichtliche Wahrheit, dass die
wahrhaft menschliche Bildung erst auf der Grundlage des sesshaften
Ackerbaustaates möglich ward; dieser Wahrheit gaben die Griechen eine
schöne Einkleidung in der eieusinischen Sage von Triptolemos, siehe
Ovid, Tr. 3, 8.
Triptolemos, der Sohn des Celeos, Königs von Eleusis, wurde von
Ceres selber im Ackerbau unterrichtet und verbreitete denselben über
Griechenland; ihn sah man als „Fuhrmann“ unter die Sternbilder versetzt.
Vergl. nach Övid, Metam. Y, 645 ff:
„Ceres zuerst hat Schollen mit hackigem Pfluge gewühlet;
Ceres zuerst gab Früchte dem Land und mildere Nahrung,
Ceres gab die Gesetze; durch Ceres Geschenk sind wir alles-
Unter den modernen Dichtern hat Schiller derselben Idee eine
klassische Darstellung gegeben in seinem Gedicht „das eleusinische Fest“-