Full text: Reformation des Himmels

XII 
Betrachtung angemessenere Begriffe und Namen zu ersetzen, 
unser Dichterphilosoph zwar keine Vorbilder, wol aber einige, 
wenn auch schwerlich wissentliche Nachahmer gehabt hat. 
Die Plattheiten derselben können als Schluss-Arabeske unserer 
Einführung in den Spaccio dienen, da sie beweisen, dass 
auch die Literaturgeschichte nach grossen Anspannungen ihre 
Clowns auftreten zu lassen liebt, wie Shakespeare in seinen 
Dramen. 
Ein Julius Schiller (keinenfalls Vorfahr des Dichters) machte 
in seinem Coelum stellatum (Augsburg 1627) den Versuch, an 
Stelle der heidnischen Sternbildernamen Persönlichkeiten aus 
der heiligen Schrift zu setzen. Das alte Testament wurde 
für den nördlichen, das neue für den südlichen Sternhimmel 
bestimmt. An die Stelle des Widders kam der heil. Petrus, 
an die des Stieres der heil. Andreas, und so fort für jedes 
Zeichen des Tierkreises ein Apostel. Aus dem grossen Bären 
wurde das Schifflein Petri gebildet. „Wer wollte,“ schreibt 
darüber B. Jcdb a. a. 0., „die Tiefe dieser Idee verkennen, 
die, wenn sie durchgeführt wäre, die Bibel nicht wenig gehoben 
hätte. Was sagt aber diese dazu? „Inter sanctum et pro 
fanum non habuerunt distantiam.“ Es ist eine traurige Er 
fahrung aller Zeiten, dass sich die Borniertheit so häufig mit 
dem Schleier der Pteligiosität zu decken und hinter demselben 
zu operieren sucht.“ Ähnliche Versuche stellt ein W. Schickert 
in seinem ,,Astroscopium“ und endlich der alte Harsdörffer in 
seiner „Astronomischen Spiel-Charte“ an. 
Alle diese aber übertraf im Jahre 1657 an Genie Ehrhardt 
Weigel, Professor der Mathematik zu Jena, indem er mit einem 
„Wappenhimmel“ zum Vorschein kam. 
Er wollte an die Stelle der heidnischen Götterwelt die 
Wappenschilder der regierenden europäischen Fürstenhäuser 
setzen. Da prangte im Schwan das kurfürstlich sächsische, 
im Orion das Wappen des deutschen Kaiserreichs u. s. w. 
„Wir sehen,“ schreibt B. Falb, „hier die speichelleckende 
Zunge des Servilismus in einer Länge, wie sie notwendig war, 
um auch die Sterne beschmutzen zu können.“ 
Da wollen wir es dem Astronomen Lalande nicht ver 
argen, dass er unbekümmert um Bruno’s Spaccio noch im
	        
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