Full text: Reformation des Himmels

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Andromeda: — Hoffnung. 
„Von hinnen nehme man“, sprach Neptun, „diese 
Andromeda, wenn’s Euch, Ihr Götter, so gefällt, sie, 
die von den Händen der Unwissenheit an den Felsen des 
Starrsinns mit der Kette verkehrter Gründe und falscher 
Meinungen angefesselt ward, um von jenem Ungetüm 
des Verderbs und schliesslichen Ruins, welches das 
unsichere und stürmische Meer durchrauscht, zerrissen 
zu werden, und man vertraue sie den vorsichtigen und 
freundlichen Armen des sorgsamen, arbeitsfreudigen und 
gewandten Perseus, der sie von dort erlöst und der 
unwürdigen Niederträchtigkeit entrissen hat, er erhöhe 
sie zu seinem eigenen wolverdienten Besitz, und Du, 
Zeus, magst bestimmen, wer an ihrer statt sich unter 
die Sterne einreihen soll!“ — „Hier“, antwortete der 
Vater der Götter, „will ich, dass die Hoffnung Platz 
nehmen soll, sie, welche kein so schwieriges und erhabenes 
Unternehmen kennt, zu dem sie nicht alle Herzen, die 
nur Verständnis und Empfindung für irgend ein Ideal 
haben können, entflammte mit der Erwartung einer wert 
vollen Frucht ihrer Arbeiten und Mühsale!“ — „So trete 
es denn ein“, sagte Pallas-Athene, „dieses heiligste Schild 
der Menschenbrust, dieses göttliche Fundament aller 
Bauwerke des Guten, diese sicherste Zuflucht der Wahr 
heit ; sie, die bei keinem noch so sonderbaren Zufall 
und Schicksal jemals verzweifelt, weil sie in sich selber 
die Keime eigener Genügsamkeit und Fähigkeit verspürt, 
um welche die Tücke des Schicksals sie nicht betrügen 
kann; sie, welcher Stilpon den Ruhm verdankt, den Besieger 
seiner sämtlichen Feinde besiegt zu haben, jenen Stilpon 
meine ich, der, als er sich knapp aus den Flammen gerettet, 
die seine Vaterstadt, sein Haus, sein Weib und Kind, sein 
Hab’ und Gut vernichtet hatten, dem Demetrius die stolze 
Antwort gab, er führe alles seinige mit sich; denn mit sich 
führte er jene Tapferkeit, Gerechtigkeit und Klugheit, die 
ihn auf einen besseren Trost hoffen liess, die Rettung und 
Erhaltung eines Lebens, dessen äussere Annehmlichkeiten 
er in Anbetracht dieser inneren Güter verachten durfte.“ 1
	        
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