Full text: Reformation des Himmels

284 
dazu gekommen sind, Tiere als lebendige Götterbildnisse 
zu verehren und uns in deren Gestalt anzubeten, wes- 
■ halb wir geradezu zum Gespött geworden sind, wie 
ich Dir versichern kann.“ — „Auch das, o Momus“, sprach 
Zeus, „erachte ich nicht für ein Unglück; denn Du weisst 
doch, dass Tiere und Pflanzen lebendige Wirkungen der 
Natur sind, der Natur, die, wie Du wissen musst, nichts 
anderes ist, als Gott in den Dingen. 
Saulin: Daher also der Satz: „Natura est Deus in 
rebus!“ 
Sofia: „Deshalb,“ sagte Zeus, „stellen die verschiedenen 
lebendigen Wesen auch verschiedene Gottheiten und Mächte 
dar; denn abgesehen von dem Anundfürsichsein, das sie be 
sitzen, nehmen sie teil an dem gemeinsamen Sein aller Dinge 
gemäss deren besonderen Fassungsvermögen und Mass. 
Daher ist der ganze Gott, obwol nicht völlig, viel 
mehr in einigen mehr, in anderen weniger, in allen 
Dingen. So ist z.B. Mars nicht bloss in einer Viper und 
einem Skorpion, sondern selbst in einer Zwiebel 1 ) und einem 
Lauch wirklicher den natürlichen Spuren und der Art seines 
Wesens nach gegenwärtig, denn in irgend einer beliebigen 
Darstellung der Malerei oder Skulptur. Ebenso denke 
man an den Sonnengott beim Krokus, der Narzisse, dem 
Heliotrop, dem Hahn, dem Löwen; so musst Du an jeden 
der verschiedenen Götter bei jeder einzelnen Spezies unter 
den verschiedenen Gattungen der Wesensarten denken; 
denn wie die Gottheit in bestimmter Weise 
herabsteigt, sofern sie sich der Natur mitteilt, 
ebenso steigt sie durch das in den natürlichen 
Dingen wiederstrahlende Leben wieder a u f - 
wärts zu dem einen Leben, das über jenen 
waltet.“ 
b Die Meerzwiebel, Ko0f.lf.lvov, Scylla maritima, wurde von den 
Alten göttlich verehrt. In Pelusium stand ein Tempel derselben (cf. Lucian, 
Juppiter tragoed. p. 152). Denn die Wassersucht, durch die Sumpfluft, 
eine „Typhonische Plage“, erregt, wurde durch Meerzwiebeln geheilt 
Daher in den heiligen Darstellungen der Egypter viele Allegorien von der 
Meerzwiebel Vorkommen. Yergl. C. Sprengel, „Geschichte der Botanik“ I, 
p. 29. Creuzer, „Symbolik“ I, p. 510.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.