Full text: Reformation des Himmels

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„Wahr ist es, was Du da sagst,“ erwiderte Momus,. 
„denn in der That sehe ich nun ein, wie jene Weisen mit 
diesen Mitteln es vermochten, sich die Götter freundlich, 
zugänglich und vertraut zu machen, so dass sie durch 
Stimmen, die sie aus den Bildnissen entsandten, ihnen 
Ratschläge, Lehren, Weissagungen und übermenschliche 
Kenntnisse mitteilten, wodurch sie mit magischen und 
göttlichen Gebräuchen auf derselben Leiter der Natur zur 
Höhe der Gottheit emporsteigen konnten, auf welcher die 
Gottheit in der Mitteilung ihres Wesens herniedersteigt 
zu den niedrigsten Dingen. Aber das, was mir beklagens 
wert erscheint, ist, dass ich sehe, wie einige unsinnige 
und dumme Götzendiener nicht besser, als ein Schatten 
sich der Vorzüglichkeit eines Körpers nähert, die Vorzüge 
des ägyptischen Kultus nachzuahmen suchen und die 
Gottheit, von der sie nicht das geringste Verständnis 
haben, in den Aus würfen toter und seelenloser Dinge zu 
finden glauben, so dass sie mit alledem nicht nur jene 
göttlichen und hellsehende Verehrer, sondern auch uns 
selber zum Gespött gemacht, indem sie uns selbst für Tiere 
ansehen lassen, ja, was noch schlimmer ist, dadurch einen 
Triumph über uns erlangt haben; denn man sieht ja, dass 
ihre albernen Gebräuche in grossem Ansehen stehen, 
während die jener anderen verschwunden und zerstört 
sind.“ „Darüber darfst Du Dich nicht ärgern, o Momus,“ 
Isis, „da nun einmal das Fatum einen Wechsel von Licht 
sagte und Finsternis auch in geistigen Dingen verordnet 
hat.“ — „Aber schlimm ist es doch,“ erwiderte Momus, 
„dass sie selber es für gewiss halten, im Lichte zu sein.“ 
Und Isis fügte hinzu: „Die Finsternis würde ja keine 
Finsternis sein, wenn sie von ihnen als solche erkannt 
würde. Jene also erreichten es auf Grund einer tiefen 
Magie vermöge bestimmter Naturobjekte, in denen die 
Gottheit auf eine so oder so bestimmte Weise verborgen 
ist, und in denen sie derartige Wirkungen mitteilen kann 
und will, dass ihnen gewisse Wohlthaten und Gaben von 
den Göttern zuteil wurden. Deswegen waren jene Gebräuche 
keineswegs eitle Phantasieen, sondern lebendige Stimmen,
	        
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