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wieder eine dem Mars und andere diesem oder jenem
anderen Planeten zueigneten. Gleiches galt ihnen von
den Teilen, Gliedmassen, Farben, Siegeln, Charakteren,
Zeichen und Gestalten, die sämtlich in sieben Arten
klassifiziert wurden. Aber dennoch waren sie weit ent
fernt, nicht zu begreifen, dass es in Wahrheit nur eine
einheitliche Gottheit ist, die sich in allen Dingen findet,
welche, wie sie in unzähligen Arten und Gestalten aus-
strahlt und sich mitteilt, so auch unzählige Namen hat,
von jedem in besonderem und ihm eigentümlichen Sinne
gesucht, mit unzähligen Gebräuchen und Kultus-Arten
angebetet und verehrt werden kann, da man ja auch
unzählig verschiedene Arten von Gnadengaben von ihr
zu erlangen sucht.
Doch zu diesem Behuf bedarf man jener Weisheit
und Urteilskraft, jener Kunst, jenes Bestrebens und
Gebrauchs der natürlichen Erleuchtung, welche von der
geistigen Sonne in gewissen Zeiten mehr, in gewissen
weniger, manchmal sehr stark und manchmal sehr schwach
der Welt offenbart wird. Diese Kunst nennt sich Magie, 1 )
und dieselbe heisst, soweit sie auf übernatürlichen Prin
zipien beruht, göttliche, soweit sie sich auf die
Betrachtung der Natur und ihrer Geheimnisse bezieht,
natürliche Magie; mittlere oder mathematische
Magie aber heisst sie, sofern sie auf den Kräften und
Thätigkeiten der Seele beruht, die sich im Bereiche der
körperlichen und geistigen, der geistigen und intellek
tuellen Welt befindet.
Um nun auf den Punkt zurückzukommen, von dem
wir ausgegangen sind, so sagte Isis zum Momus, dass
unsere stupiden und sinnlosen Götzendiener kein Recht
haben, über den magischen und göttlichen Gottesdienst
der Ägypter zu lachen; denn letztere betrachteten die Gott
heit je nach den besonderen Gründen und Anschauungen
jedermanns in allen Dingen und in allen Wirkungen
und verstanden es, durch Vermittelung der besonderen
ff Vergl. Göthe’s „Faust“ I. 1.