Full text: Reformation des Himmels

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er sich, den Wirkungen der Natur mitteilt und 
diesen innerlicher ist, als die Natur seihst, 
dergestalt, dass Er, wenn Er nicht die Natur 
selbst ist, doch gewiss die Natur der Natur 
und die Seele der Weltseele ist, wenn Er nicht 
diese Weltseele selber ist: daher muss man sich 
Ihm je nach den verschiedenen besonderen Gründen, aus 
denen man seine Hülfe erlangen will, auf dem Wege der 
von ihm geordneten Arten und Gattungen zu nähern 
versuchen, wie ja auch der, welcher Brot wünscht, sich 
an den Bäcker, wer Wein, an den Kellermeister, wer 
Früchte, an den Gärtner, wer Belehrung, an den Lehrer 
wenden muss, und so hat man sich hin und her zu be 
wegen in der Stufenleiter des Alls, in welchem eine 
Güte, eine Glückseligkeit, ein absolutes Prinzip, das 
alle Reichtümer und Güter in sich befasst, seine Gaben 
nach verschiedenen Ursachen und Gründen je nach den 
Bedürfnissen der Einzelwesen ausgiesst. ’) Von diesem 
Gesichtspunkte aus wirst Du Dir verständlich machen 
können, wie die Weisheit der Ägypter, die jetzt erloschen 
ist, seihst Krokodille, Eidechsen, Schlangen, Zwiebeln 
und nicht bloss die Erde, den Mond, die Sonne und 
andere Gestirne des Himmels anbeten durfte ; der Verfall 
und das Vergessen dieses magischen und göttlichen Ritus, 
durch den die Gottheit sich so bequem den Menschen 
mitteilte, ist es, was Trismegist beklagt, wenn er sich 
mit Asklepios unterhält und also spricht: 2 ) 
b In diesem Sinne lässt aucli Göthe, dessen Dichtungen von Bruno’s 
Ideen vielfach beeinflusst sind, seinen Faust sprechen: 
„Wie alles sich zum Ganzen webt! 
Eins in dem andern wirkt und lebt! 
Wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen 
Und sich die goldenen Eimer reichen! 
Mit segenduftenden Schwingen 
Vom Himmel durch die Erde dringen 
Harmonisch all’ das All durchklmgen !“ 
2 ) Der folgende Passus ist fast wörtliche Wiedergabe einer Stelle 
aus dem Hermes Trismegistos. Dieser scheint von Bruno sehr 
häufig benutzt und eine Lieblingslektüre des Nolaners gewesen zu sein. 
Dadurch erklärt sich auch wesentlich seine Vorliebe für die esoterische 
Priesterweisheit der Ägypter.
	        
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