296
alten Offenbarungs - Gott, einen Löwen, einen biegenden
Adler, ein brennendes Feuer, einen brausenden Sturmwind,
und denjenigen, der neuerdings von ihren christlichen Nach
folgern verehrt wird, einen blutenden Pelikan, eine ein
same Henne, ein Opferlamm? Und so nennen sie ihn,
so malen sie ihn, so denken sie sich ihn, wie ich ihn auf
Gemälden oder in Statuen dargestellt sehe mit, ich weiss
nicht, was für einem Buche in der Hand, das kein anderer
öffnen und lesen kann, als er selber. Ferner werden
nicht alle diejenigen, die von ihm geheiligt zu sein glauben,
von ihm selber bezeichnet und benennen sich selber sogar
mit Stolz so — als: seine Schäflein, sein Kleinvieh, seine
Lämmlein, seine Heerde? Ich will mit Schweigen über
gehen, dass ich eben dieselben sogar als Esel benannt
sehe, von der mütterlichen Eselin her, ich meine das
Judenvolk und die anderen Geschlechter, die dessen
Glauben um des von ihm erzeugten Sohnes willen an
genommen haben. Ihr seht also, wie diese Götter und dieses
Geschlecht der Auserwählten selber sich durch so arm
selige und niedrige Tiere bezeichnet, und da wollen sie
sich noch über uns lustig machen, die wir durch andere
stärkere, würdigere und edlere dargestellt werden. Ich
will davon absehen, dass auch alle vornehmen und adligen
Geschlechter, wenn sie sich durch ihre Wappen und Ab
zeichen kenntlich machen, Adler, Falken, Geier, Kuckucke,
Eulen, Käuze, Bären, Wölfe, Schlangen, Pferde, Ochsen
und dergleichen Tiere zu ihrem Symbol nehmen, und
wenn sie sich eines ganzen Tieres noch nicht für würdig
erachten, wenigstens ein Stück desselben, sei’s eine Klaue,
einen Kopf, ein Paar Hörner oder einen Schwanz prä
sentieren. Und denket ja nicht, wenn sie sich selbst in
das Wesen dieser Tiere verwandeln könnten, würden sie es
nicht gern thun! Denn weshalb meint Ihr etwa, malen sie
diese Tiere auf ihre Schilder, und fügen sie ihren eigenen
Porträts und Statuen bei? Weshalb sonst, als weil sie
damit sagen wollen: „Dieser hier, dieser, dessen Portrait
Du betrachtest, lieber Beschauer, ist ein solches Tier,
wie Du daneben gezeichnet oder eingemeisselt siehst;