Full text: Reformation des Himmels

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alten Offenbarungs - Gott, einen Löwen, einen biegenden 
Adler, ein brennendes Feuer, einen brausenden Sturmwind, 
und denjenigen, der neuerdings von ihren christlichen Nach 
folgern verehrt wird, einen blutenden Pelikan, eine ein 
same Henne, ein Opferlamm? Und so nennen sie ihn, 
so malen sie ihn, so denken sie sich ihn, wie ich ihn auf 
Gemälden oder in Statuen dargestellt sehe mit, ich weiss 
nicht, was für einem Buche in der Hand, das kein anderer 
öffnen und lesen kann, als er selber. Ferner werden 
nicht alle diejenigen, die von ihm geheiligt zu sein glauben, 
von ihm selber bezeichnet und benennen sich selber sogar 
mit Stolz so — als: seine Schäflein, sein Kleinvieh, seine 
Lämmlein, seine Heerde? Ich will mit Schweigen über 
gehen, dass ich eben dieselben sogar als Esel benannt 
sehe, von der mütterlichen Eselin her, ich meine das 
Judenvolk und die anderen Geschlechter, die dessen 
Glauben um des von ihm erzeugten Sohnes willen an 
genommen haben. Ihr seht also, wie diese Götter und dieses 
Geschlecht der Auserwählten selber sich durch so arm 
selige und niedrige Tiere bezeichnet, und da wollen sie 
sich noch über uns lustig machen, die wir durch andere 
stärkere, würdigere und edlere dargestellt werden. Ich 
will davon absehen, dass auch alle vornehmen und adligen 
Geschlechter, wenn sie sich durch ihre Wappen und Ab 
zeichen kenntlich machen, Adler, Falken, Geier, Kuckucke, 
Eulen, Käuze, Bären, Wölfe, Schlangen, Pferde, Ochsen 
und dergleichen Tiere zu ihrem Symbol nehmen, und 
wenn sie sich eines ganzen Tieres noch nicht für würdig 
erachten, wenigstens ein Stück desselben, sei’s eine Klaue, 
einen Kopf, ein Paar Hörner oder einen Schwanz prä 
sentieren. Und denket ja nicht, wenn sie sich selbst in 
das Wesen dieser Tiere verwandeln könnten, würden sie es 
nicht gern thun! Denn weshalb meint Ihr etwa, malen sie 
diese Tiere auf ihre Schilder, und fügen sie ihren eigenen 
Porträts und Statuen bei? Weshalb sonst, als weil sie 
damit sagen wollen: „Dieser hier, dieser, dessen Portrait 
Du betrachtest, lieber Beschauer, ist ein solches Tier, 
wie Du daneben gezeichnet oder eingemeisselt siehst;
	        
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