die man sich ohne Anstrengung an eignen kaum
und die den Geist nicht mit Traurigkeit erfüllt.
Auf die Art wird er vielleicht unseren Kultus und unsere
Ehre, die wir verloren haben, wieder herstellen können,
ja sie wol gar erhöhen und so sehr kräftigen können,
dass unsere Schufte und Gauner für Götter geachtet
werden, bloss weil es Griechen oder Gräzisierte sind.
A b e r m i t geheimer F u r c h t, m i t innerer B e -
sor gni s gebe i ch Euch diesen Rat, o G ö11er;
denn irgend ei Tie Mücke summt mir da was
in 5 s Ohr, als ob er möglicherweise am Ende
noch, wenn er sieht, dass er das Wild in den
Händen hat, es für sich behalten möchte, in
dem er ihnen wol gar den Glauben eintrichtern
könnte, dass nicht der grosse Zeus Zeus sei,
sondern dass Orion Zeus sei und alle anderen
Götter nichts a 1 s Chimären u n d P h a n t a s i e e n.
Deshalb scheint es mir doch nicht ratsam,
ihm zu gestatten, so per fas etnefas, wie man
sagt, seine vielen Geschicklichkeiten und Kunst
stücke zu zeigen,wodurch er unseren eigenen
Ruhm in Schatten stellen könnte. 1 )
J ) In diesem letzten Abschnitt der Schrift nehmen die Angriffe
Bruno’s gegen das kirchliche Ch r i st en t um eine besondere Schärfe an.
Dass unter den griechischen Göttern hier die Würdenträger der christ
lichen Kirchen, vor allem dev katholischen Kirche zu verstehen sind, ist,
nicht schwer zu erraten, vielmehr grenzt es geradezu an Stumpf
sinn für jede Ironie, wenn einzelne Er klarer in diesem Passus
gar eine Satire auf den Hellenismus sehen wollen. Insofern hat
das katholische Priestertum ein feineres und richtigeres Gefühl bekundet;
auch kann man es den orthodoxen Katholiken oder Lutheranern nicht
verargen, wenn sie diesen Angriff als die äusserste Frivolität bezeichnen
und ihn auf einen tiefwurzelnden Hass gegen das Christentum, welches
sie meinen, zurückführen, nur ist solchen, wie z. ß. Clemens a. a. 0. p.
177 entgegenzuhalten, dass Bruno nur das positive kirchliche Christen
tum verspottet; dieses aber ist nicht mit dem Christentum Christi
und Orion ist hier nicht mit der Person Christi zu identi
fizieren. Lediglich die autoritäre und naturfeindliche Tendenz der
Kirche, die ,,das sacrifìcio del intelletto, das credo quia absurdum est“
fordert, ist es, gegen welche hier der unverhaltene Hass unseres Natur
philosophen sich Luft macht. Dieser Hass erinnert lebhaft an Göthe,
den ,.alten Heiden“, der gleichermassen wie Bruno in der natürlichen
Gottesanschauung lebte und webte und daher gegen die lebens
feindliche Idee des ausserw'eltlichen jüdisch-christlichen Herrgottes unver-