Full text: Reformation des Himmels

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selber sein kann, da dasselbe ebenso gut und vielleicht sogar 
besser von dem Usurpator regiert wird als von jenem, — 
um wieviel unsinniger und der Vormundschaft bedürftiger 
müsste Gott sein, wenn er dieselbe Autorität gar an einen 
verächtlichen, gemeinen und unwissenden Menschen über- 
liesse, durch welchen alles entwürdigt, geknechtet, in 
Verwirrung gebracht und das Unterste zu Oberst verkehrt 
die Unwissenheit an Stelle der Wissenschaft gesetzt, der 
echte Adel zu Unehren, und die Niederträchtigkeit zu 
Ehren gebracht würde.“ 1 ) 
„Er entferne sich schnell“, sagte Minerva, „und an 
seine Stel le trete der F1 e i s s, die kriegerische 
Tüchtigkeit und Übung, die Kriegskunst, durch die 
sich das Vaterland, der Frieden und die Autorität erhält, 
durch welche die Barbaren zu bürgerlichem Leben und zu 
menschlicher Geselligkeit und staatlicher Ordnung gebracht 
werden, durch welche unmenschliche, schweinische, rohe 
und bestialische Kulte, Religionen, Opfer und Gesetze ver 
nichtet werden; denn um dies zu bewirken, kommt leider 
gegen die Überzahl feiger und niederträchtiger Dummköpfe 
und bösen Gesindels über die Edelen und wahrhaft Guten 
auf dieser Erde meine Weisheit nicht immer auf — ohne 
die Spitze meiner Lanze gegen alle diese Un 
gerechtigkeiten und Schuftereien, die in der 
Welt eingewurzelt sind und ihre wuchernden 
Keime treiben, einzulegen.“ 
Ihr erwiderte Zeus: „Es genügt, meine Tochter, es 
genügt die Weisheit und bedarf dieser Waffe nicht 
gegen diese Erbärmlichkeiten; denn sie werden 
schon von selber morsch und alt, bröckeln auseinander und 
x ) Bruno verwirft hier offenbar alle positive Religion, d. h. jede 
Religion, die sich auf bestimmte Offenbarungsthatsachen gründet, und in 
dem Gleichnis vom Könige, der seine Autorität einem seiner Unter- 
thanen anvertraut, liegt in der That eine packende Satire auf das mit 
den positiven Religionen stehende und fallende Mittleramt des 
Priestertums. Ein Zögling Bruno’s, ein Sohn jenes Herzogs Heinrich 
Julius Braunschweig, dem die lateinischen Lehrgedichte des Nolaners 
gewidmet sind, (siehe Bruno’s Leben im Anhang) schrieb zu Beginn des 
30 jährigen Krieges auf seine Fahne: ,.Gottes Freund, der Pfaffen 
Feind \“ Man sieht hier, dass er diese Devise von Bruno übernommen hatte.
	        
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