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heroici furori“ im Gespräch mit seinem Vater über philo
sophische Fragen einführt, unter seinen Freunden zählte. In der
Taufe erhielt unser Philosoph den Vornamen Philippo.
An Herakles erinnert uns folgendes Ereignis aus seiner
frühesten Kindheit. Eine mächtige alte Schlange schlich sich
eines Tages durch eine Mauerritze des väterlichen Hauses an
das unbewacht in seinen Windeln liegende Kind heran, und
dieses — erdrosselte sie freilich nicht, wie Herakles in der
Wiege, — wol aber schrie es vor Entsetzen so laut auf, dass
der in der benachbarten Kammer schlafende Vater noch zur
rechten Zeit erwachte, herbeieilte und das Untier mit einem
Stocke tötete. Dieser Vorfall hat sich dem Gedächtnis des
Kindes so scharf eingeprägt, dass es mehrere Jahre später
,,gleichwie aus einem Traume erwachend seinen Eltern zu deren
grössten Erstaunen nicht allein den ganzen Hergang, sondern
sogar des Vaters damalige Äusserungen Wort für Wort wieder
erzählen konnte.“ 1 )
Mit 10 oder 11 Jahren kam Bruno nach Neapel, ver
mutlich zu einem Oheim, der hier Sammetweber war * 2 ), und
erhielt die Anfangsgründe humaner Bildung, u. a. unterrichtete
ihn ein Augustinerbruder Teofilo in Logik und Dialektik.
Weniger wol aus religiösem Drang, wie Luther, als um sich
trotz seiner Armut den Wissenschaften widmen zu können, trat
er mit dem 15. Lebensjahr in das Kloster des heil. Dominikus
zu Neapel ein und erhielt hier als Novize den Namen Bruder
Giordano. In diesem Kloster hat er, vielleicht mit kurzen
Unterbrechungen durch Urlaub und Ordensaufträge, 13 Jahre
zugebracht (1563—1576) 3 ). Nichts dünkt uns begreiflicher,
als dass sich ein so freiheitsliebender Genius schon frühzeitig
gegen den geistigen Zwang und Autoritarismus des Kloster
lebens auflehnen musste; zu Anfang scheint es aber mehr der
Dichter, als der Denker gewesen zu sein, der in ihm die
Schwingen regte und dabei an den klösterlichen Käfig an
prallte, ,,in jener Zeit“, schreibt er selbst, 4 ) „ward er einerseits
x ) Bruno, ,,Op. lat. Gfrörer“ p. 572. (De séptima contractionis specie).
2 ) Fiorentio, „Fanciullezza di Bruno,“ vergl. not. 2 auf der vorher
gehenden Seite.
3 ) Documenti, XIII. p. 46.
4 ) Bruno, Degli furori heroici W. II. p 314.